Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 386 — 
beiden Witwen, und nicht selten ging er zu ihnen auf Besuch. Er 
kam niemals leer, sondern brachte ihnen jedesmal Fische und Krebse 
mit, daß sie diese sich und dem Jungen kochten. Bei solchen Abend— 
mahlzeiten führte der Wassermann verschiedene unklare und dunkle 
Reden, daß sich die Witwen zuletzt vor ihm fürchteten und dem 
Jungen sich die Haare auf dem Kopfe sträubten. — Einstmals 
fragte er sie, was sie ihm für die erwiesene Güte gäben? Sie 
rieten hin und her, bis sie endlich sagten, daß er doch Gnade mit 
ihnen haben sollte, weil er doch wüßte, daß sie selber nichts hätten. 
Darauf antwortete der Wassermann: „Aun, eine Seele habt ihr 
doch!“ Und damit ging er fort. Die unglücklichen Frauen wußten 
vor Schreck nicht, was sie anfangen sollten. Am andern Tage ver— 
sperrten sie die Türe, so daß der Wassermann nicht hinein konnte. 
Auch am dritten Tage pochte er vergeblich an die Türe, und weil 
man ihm nicht öffnete, so ging er zornig hinweg und wünschte 
ihnen Unheil. — Längere Zeit hatten jetzt die Witwen Ruhe vor 
dem Wassermann. Einst aber lief der Junge nach Wasser und 
fand am Wasser auf einem Stege einen Kamm liegen. Der Ramm 
aber gehörte niemandem anders als dem Wassermanne. Er hatte 
ihn in Gedanken liegen lassen. Der Funge hob ihn auf und kehrte 
nach Hause zurück. Geschwind kroch darauf der Wassermann aus 
dem Flusse, eilte hinter dem Jungen her und rief: „Hôléko wjesel, 
daj moj éesel!“ („Fröhliches Knäblein, gib mir mein Kämmlein!") 
Der Junge erschrak auf den Tod, bevor er auf die Haustürschwelle 
gelangte, doch entwischte er noch dem Wassermanne, welcher ihn von 
dem Stege hinunter ins Wasser hatte stoßen wollen, wenn er sich 
nicht beim Krebsfange ein wenig verspätet gehabt hätte. 
507. Der A#x zieht aus. 
Casopis Macicy Serbskeje 1894, S. 110, übersetzt von Dr. Pilk. 
Auf der A#mschützer Viehweide ist eine Lache, wo die Gänse 
hin saufen gehen. Früher war sie größer, jetzt entwässert sie sich 
mehr und mehr, so daß sie beinahe ausgetrochnet ist. Dort hat 
einst der Wassermann seine Wäsche gewaschen und am Ufer ge- 
trochnet. Einmal haben die Leute bei dieser Lache einen Wagen 
stehen sehen, auf welchen der Wassermann mit seiner Frau Geräte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.