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daß er noch ein wenig warten möchte. Einst gingen sie wieder
zusammen, und der Bauer war ziemlich angeraucht. Als sie schon
über das Brücklein weggegangen waren und der Wassermann wieder
streng mahnte, erboste sich H. und begann ihn zu schmähen. Der
Wassermann, obschon er auch böse geworden war, konnte ihm nichts
anhaben; er war wohl nicht nahe beim Wasser. Deshalb erwiderte
er auch nichts und führte den Bauer noch bis zum Gemeindegebüsch;
dort schied er, und H. vernahm bald ein wildes Gekicher. Zetzt
fing er an, sich vor dem Wassermanne zu fürchten, bedenkend, daß
er ihn in die Wuhroda hinabziehen könnte. In solchen Gedanken
lief er im Sprunge, damit er ihm entfloh, und gelangte glüchlich
heim. Uber Nacht hatte er alle Angst vergessen. Früh, als er auf
den Hof trat, um aufs Feld zu gehen, hörte er von neuem jenes
wilde Gelächter, und erschrochen schaute er zum Tor hin, von woher
das Lachen kam. Dort erblichte er den Wassermann im grünen
Wams und roten Käppchen mit einem großen Steine, mit welchem
er ihm grade das Tor verrammeln wollte. Des Ungemachs ge-
denkend, welches ihm daraus hätte entstehen können, ermannte er
er sich und begann dem Wassermann gut zuzureden und ihm einen
Lohn zu versprechen. Dieser wollte anfänglich von nichts wissen,
doch schließlich sagte er: „JIch trage ihn weg, falls euer Hahn in
neun Mlinuten kräht; sonst mußt du mir neun Laibe Brot geben.“
Der Hahn krähte, und der Wassermann trug den Stein fort und
warf ihn in die Gemeindesträucher nahe beim Mebelschützer Steige.
Andere erzählen, daß er den betrunkenen H. ins Wasser zog und
erstichte, weil er ihn immer geschmäht hat, wenn er betrunken nach
Hause gegangen ist.
514. Der Wassermann als Bäcker.=
Luzi&an 1871, S. 78, übersetzt von Dr. Pilk.
Als noch die Mittagsfrauen ausfragten, Gottes Wehklagen
da und dort weinten, Geister mit Gelde spielten, der Tod sich er-
hob, Irrgeister die Leute verführten und Gespenster sie scheuchten,
damals hat auf der Welt auch der Wassermann gelebt mit seiner
* Die gleiche Sage wird erzählt vom Teiche am Kholmjan-Berge bei
Jetscheba (Bautzen). Luziéan 1876, S. 50.