Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

I. Tierdämonen. 
515. Der Otterkönig bei Oelsnitz. V 
Gräße, Bd. II, Ar. 710. 
Ein MNitter hatte die Krone des Otterkönigs, nach der lange 
sein Begehr gestanden, glüchklich in seinem weißen Tüchlein und saß 
schon auf dem Pferde, als der Otterkönig den Diebstahl gewahrte 
und so laut pfiff, daß überall die Ottern hervorsprangen und dem 
Reiter nacheilten. Um dieser gefährlichen Verfolgung zu entgehen, 
sprang er in die Elster und schwamm hindurch. Wohlbehalten kam 
er in seiner Behausung an und freute sich seines gelungenen Raubes. 
Als er aber in den Stall ging, um nach seinem Pferde zu sehen, 
wand sich aus dem Schweif desselben eine Otter los, die sich hin- 
eingehängt hatte, und stach ihn, daß er sterben mußte. So wurde 
der Raub des Krönleins sein Verderben. 
516. Der Lindwurm bei Syrau. 
Gräße, Bd. I, Ar. 680. 
Vor vielen hundert Jahren hauste ein scheußliches Ungeheuer 
im Walde bei Syrau. Das hatte einen Leib wie eine Schlange, mit 
starten Schildern bepanzert, und wenn es mit seinen Drachenflügeln 
den Leib schlug, machte es ein Getöse wie zehn Mahlgänge. Den 
ganzen Tag lag es im Walde, und wen es sah, den zermalmte es 
mit seinen fürchterlichen Zähnen und briet ihn an dem Höllenfeuer, 
das aus seinem Bachen fuhr. Weder Mensch noch Tier war vor 
ihm sicher. Da aber die Bauern es nicht zu bezwingen vermochten, 
schlossen sie einen gütlichen BVergleich mit ihm ab: es solle alle
	        
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