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539. Das wütende Heer bei Weißzbach.
Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges, Nr. 12.
An dem von der Straße in Weißbach nach Kirchberg ab-
führenden Hohlwege soll sich oftmals das wütende Heer haben
hören lassen.
540. Das wütende Heer an der Ammlerstraße.
Köhler a. a. O., Nr. 108.
Die Ammlerstraße ist ein alter Marktweg zwischen Mittweida
bei Schwarzenberg und Schwarzbach, der nach Scheibenberg führt.
Dort ist in stürmischen Nächten das wilde Heer zu sehen. ANeben
dem „Hussa!“ der vorüberjagenden Reiter hört man dann aber
auch eine schöne, himmlische Müusik.
541. Das wütende Heer bei Wiesenthal im oberen Erzgebirge.
Gräße, Bd. I, Nr. 499; Flader a. a. O., S. 98; Lehmann, Obererzgebirgischer
Schauplatz, S. 77.
Im ganzen Erzgebirge, besonders in dem höhern Teile des-
selben läßt sich das wütende Heer sehen und hören. Man hört ein
starkes Fägergeschrei und gewöhnlich den Ruf: Hu! hu! hu! So
reiste zu Ende des 17. Jahrhunderts ein alter Geistlicher von
Wiesenthal, namens David Ryhl, nach Annaberg durch einen dichen
Wald, und es erhob sich mitten im Walde ein ungemein lauter
Jägerlärm, um welche Zeit doch kein Arbeiter noch Jäger auf dem
Felde zu finden war. Der Fuhrmann besann sich bald darauf und
sagte: „Herr, es ist das wütende Heer, wir wollen in Gottes Namen
fahren, es Kann uns nicht schaden.“
Manchmal hört der Wanderer, wenn er in dem obern Erz-
gebirge durch die einsamen Wälder und Felder geht, immer etwas,
teils im Gebüsch, teils im Korn, neben sich hergehen, gerade wie
wenn ein großes Tier, eine alte Kuh das Getreide niedertritt; gleich-
wohl sieht er nichts, und man schreibt auch diesen Ton dem wilden
Heere zu.