Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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genug war, sich zu dieser Zeit in den Forst zu wagen, der büßte 
seine Frechheit mit dem Tode, oder wurde wenigstens in irgend 
ein Tier verwandelt. 
Aun lebte damals in derselben Gegend ein christlicher Ritter, 
genannt Hubertus, den man späterhin unter die Heiligen versetzt hat. 
Den verdroß dieses höllische Spiel gewaltig, und er beschloß, dem— 
selben ein Ende zu machen. Da er nun selbst ein gar eifriger Aim- 
rod war und daher alle Jagdstücklein wohl kannte, so machte er sich 
denn einmal am Tage Agidi, nachdem er sich durch Fasten und Beten 
gestärkt und mit Weihwasser besprengt hatte, auf den Weg, und als 
er die höllische Jagd von weitem heranlärmen hörte, lehnte er sich an 
einen alten Baum, sprach den Jagdsegen und machte seinen andern 
Hokuspokus. Von diesem Augenblicke an war es mit dem Jagd- 
vergnügen der teuflischen Weidgesellen aus. Kein Hund stellte 
mehr einen Edelhirsch oder packte ein Wildschwein, der beste Finder 
verlor die Spur, und wenn ja ein Stück Wild einem der Jäger 
in den Schuß Rham, prallten die Pfeile und der Jagdspieß von dessen 
Haut ab, als wären dieselben mit Stahl gepanzert. Zwar tobte 
und lästerte Beelzebub gewaltig über das angebliche Ungeschick seiner 
Leute und Hunde, allein als er selbst einen stolzen Zwanzigender, 
der ihm in den Weg kRam, und auf den er seinen sonst nie fehlenden 
Pfeil abschoß, sich unversehrt umdrehen und ihm gleichsam spottend 
den Rücken wenden sah, da sah er wohl, daß er einen mächtigeren 
Gegner hatte, der ihm einen Weidmann gesetzt, den er mit allen 
seinen Teufelskünsten nicht bewältigen konnte. Er gab also die 
Jagd auf, schichte sein Gefolge zur Hölle und zertrümmerte wütend 
sein schönes Jagdschloß, daß die Steine nach allen Ecken flogen. 
Seit dieser Zeit hat sich der höllische Jäger niemals wieder in dieser 
Gegend blicken lassen, allein zur Erinnerung an die Tat des heiligen 
Hubertus wird allemal die Jagd am Tage Agidi eröffnet. 
549. Der Heidut in der Pulsnitzer Heide. 
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. I, S. 125 ff.; auch bei Gräße, Rd. I, 
« Ar. 890. 
In Pulsnitz lebte einst ein gar frommer Mann mit Namen 
Heidut; der ging fleißig in die Kirche, betete darin sehr andächtig
	        
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