Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 423 — 
556. Pan Dietrich, der wilde Jäger in der Südlausitz. 
Aach Gräße, Bd. II, Ar. 809 und Müller, Heimatkunde des Dorfes 
Sohland an der Spree, (1901) S. 45. 
Der von den Deutschen zu den Wenden gekommene Dietrich 
von Bern zieht zu jeder Zeit nach Sonnenuntergang mit einer 
großen lärmenden Hundemeute unter Schießen, Heulen, Gebell, 
Pfeifen, Pferdegewieher und Peitschenknall in der höheren Luft- 
region als Jäger umher. Er sitzt bald mit, bald ohne Kopf zu 
Pferde, und niemand hat an sich von ihm etwas Ubles zu befürchten. 
Wer ihn aber neckt oder ihm nachschreit, dem wirft er ein Stück Fleisch 
von gefallenem Vieh zu, was man ohne Hilfe des Scharfrichters 
zeitlebens nicht wieder loswird. Durch die Fluren mancher Dorf- 
schaften zieht sich eine sogenannte Brandader; diese nennen die 
Wenden: Dyter bernatowy puc, d. h. Dieter Bernhardts Weg 
(Haupt, Bd. 1, Ar. 138). 
Bei Budissin, in der Gegend des sogenannten Götterberges, 
zieht der Pan Dietrich über den Czorneboh; man sieht ihn auch bei 
Rammenau in der MAähe von Bischoffswerda und im Maschützwalde, 
wo er über das sogenannte wüste Dorf mit Windsausen, Schießen, 
Hundegebell und Menschengeschrei hinzieht. 
Wenn man von dem ungefähr 1½⅛ Stunde von Budissin ge- 
legenen Dorfe Mönnichswalde den Fußsteig nach dem Marktflechen 
Wilthen hinwandelt, gewahrt man rechter Hand einen mittelmäßig 
hohen, mit Nadelholz bewachsenen Berg, der Pan Dietrich genannt 
wird und von welchem man sich folgendes erzählt: Es hat nämlich 
in den Zeiten des Faustrechts ein wilder, unbändiger Ritter, namens 
Dietrich, daselbst seine Burg gehabt. Von hier aus bedrüchte er 
die Bewohner der Dörfer ringsumher. An den Wochentagen trieb 
er Wegelagerei und beraubte die vorüberziehenden Kaufleute ihrer 
Waren. An Sonn= und Festtagen frönte er der Jagd, wobei er 
das Wild grausam hetzte und die Felder der Landleute verwüstete. 
Dann schlemmte und zechte er mit seinen wüsten Gesellen und führte 
ein rohes und zügelloses Dasein. Im Leben ging ihm alles nach 
Wunsch und Willen. Dafür traf ihn nach dem Tode Gottes Strafe. 
Er ist in alle Ewigkeit dazu verdammt, in den stürmischen Nächten 
des Frühlings und Herbstes mit seinem Gefolge ruhelos durch die Lüfte 
zu ziehen. Von der verfallenen Burg aus erhebt sich das wilde
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.