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von dem Hirten des Dorfes, in dem er sich befand, von Haus zu
Haus getragen, und dabei sprach der Träger beim ersten Eintritt
in das Haus zum Gruße die Worte: „Wache, Hennil, wache!“ (d. h.
schütze alle Bewohner des Hauses!), denn so wurde er in der
Bauernsprache genannt; und dann schmausten sie selbst köstlich und
meinten durch den Schutz desselben gesichert zu sein.“
572. Das Götzenbild auf der alten Brüche zu Grimma.
Albinus, Meißnische Land= und Bergchronika, 1590, S. 149; Gräße,
Bd. I, Ar. 311.
„Aln hat auch im Lande zu Meißen“, wie ich berichtet bin,
„an etlichen Orten alte Bilder in Stein gehauen mit dreien An-
gesichten gefunden. Und ist sonderlich zu Grimma auf der Brücken
(gemeint ist die alte, längst abgebrochene Brüche) eins dergleichen zu
sehen gewesen, daran drei Angesicht unter einem Hütlein."“
573. Die Kriegsgöttin der Wenden.
Dietmar, VII. c. 47.
Die Liutizen (Lausitzer Wenden) leisteten im Jahre 1017 dem
Kaiser unter Markgraf Hermann Kriegsdienste gegen die Polen.
Sie führten auf ihren Fahnen das Bild einer Göttin mit sich. Als
nun eines Tages ein solches Bild von einem Knappen des Mark-
grafen durch einen Steinwurf durchlöchert worden war, kehrten sie
voll Zornes über den ihrer Göttin angetanen Schimpf nach Hause
zurück. Ihre Priester aber brachten das klagend vor den Kaiser,
der ihnen zwölf Pfund Entschädigung geben ließ. Und als sie
dann bei der Stadt Wurzen (Vurcin) über die stark übergetretene
Mulde (Milda) setzen wollten, verloren sie ein zweites Bild ihrer
Göttin nebst einem auserlesenen Gefolge von fünfzig Kriegern. Ob
einer so bösen Vorbedeutung zogen die übrigen heim.
Aeiche, Sagenbuch. 28