Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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574. Der Flins bei Bautzen. 
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. J, S. 7 ff.; mündliche Mitteilungen 
von Dr. Pilk. 
Eine halbe Stunde von Budissin spreeabwärts, wo sich das 
Tal verengt und graue Granitfelsen mit grünem Gebüsch anmutig 
abwechseln, beim Dorfe Oehna, an einem steilen Felsabhange, stand 
einst das Götzenbild des slawischen Gottes Flins, und noch heute nennt 
das Volk die Stelle „beim Abgott"“. Ein altes wendisches Volkslied 
hebt an: Flins, der du stehst bei Bautzen, — 
Hoch über dem Spreegewässer. 
Lange Zeit war dieser Flech den Wenden furchtbar, und noch immer 
erzählen die alte Großmutter und der ergraute Großvater dem 
jungen Volke, wie der goldene Abgott in dem tiefen Wassergrunde 
liegt und jedes Jahr eines Mienschen Leben fordert, wie dort um 
den grauen Felsen in finsteren Aächten toter Wenden Geister spuken 
und wilde Stürme in den alten Linden toben und die Blätter in 
die Spree schütteln. 
Das Wasser aber geht unter dem Felsen weg in große Höhlen 
und Schluchten, wo unermeßliche Schätze liegen, und schon mancher 
hat danach zu tauchen versucht, doch alle Zeit ohne Erfolg. 
An bestimmten Tagen wallfahrten die Umwohner noch heute 
„zum Abgott“, wenn auch nur als Spaziergänger. 
575. Czorneboh und Bieleboh. 
Aasch Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. I, S. 7. 
Czorneboh und Bieleboh (d. h. der schwarze und der weiße 
Gott) waren zwei Hauptgötter der Lausitzischen Sorbenwenden, und 
jener war ein böser, dieser aber ein guter Geist. Darum haben sie 
auch dem Czorneboh grausame Mienschenopfer gebracht. Auf einem 
Berge südöstlich von Budissin (bei Wuischke), der noch heute Czorneboh 
heißt, wurde er angebetet. Der nordwestliche Teil des Höhenzuges 
bildet eigentlich einen zweiten, aus großen Felsblöcken bestehenden 
Berg, der der Frageberg (Praschowa hora) heißt. Denn hier wohnten 
die Priester. Die weissagten dem Volke und wußten auf jede Frage
	        
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