Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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selbe wußte den Müllergesellen durch freundliches Zureden zu be— 
wegen, daß er ihm all seine Gedanken offenbarte. Daraufhin ver— 
sprach ihm der Böse, ihm zu großem Reichtum zu verhelfen und 
die Müllersleute zu bewegen, daß sie ihm ihr Kind nebst der 
Mühle übergäben; er müsse sich ihm aber unter gewissen Be- 
dingungen mit Gut und Blut verschreiben. Nach 25 Jahren werde 
er wiederktommen und dann müsse der Müller den Vertrag er- 
füllen. Auch bedinge er sich aus, daß der Müllergeselle während 
der 25 Jahre alle Aächte um Mitternacht ein Mläßchen Hirse auf 
den Boden der Uühle streue, sonst sei er ihm verfallen. 
ANach einigem Bedenken war der Geselle bereit, sich dem Teufel 
zu verpflichten. 
Alles ging nun nach Wunsch; Mühle und Müllers Röschen 
wurden sein eigen. Die Mühle nahm einen nie geahnten Auf- 
schwung, und ihr Besitzer gelangte zu großem BReichtum. Zwei 
allerliebste Kinderchen waren die größte Freude der jungen Müllers- 
leute. Kurz und gut, es fehlte nichts an ihrem Glüche. Der junge 
Müller war bisher seinen Verpflichtungen gegen den Teufel gewissen- 
haft nachgekommen, aber eines Abends war er vor Müdigkeit fest 
eingeschlafen und hatte dadurch das Hirsestreuen verpaßt. Seine 
Frau hatte sich auch zur Ruhe begeben. Mit einem Moale ging in 
der Mühle ein Rumoren los, als ob alles zugrunde gehen sollte. 
Die Müllerin weckte voller Angst ihren Mann, der rannte aber ohne 
ein Wort zu sagen auf den Hausboden, streute den vergessenen 
Hirse, und alles war sofort still. Die Müllerin ging nun beruhigt 
wieder zu Bett, und im Getriebe des Tages ward der nächtliche 
Lärm allmählich vergessen. 
Aach und nach verflossen die 25 Jahre, und der Terfel 
kam eines Tages, um den Mlüller an seinen Vertrag zu er- 
innern. Noch fehlten drei Tage bis zum Ablauf des vollen Zeit- 
raums. Da schlug der Teufel dem Müller vor, dieser möge ihm 
an jedem der noch fehlenden Tage eine Aufgabe stellen. Könne er, 
der Teufel, sie nicht lösen, so solle der Müller gewinnen, sein Leben 
und alles Gut behalten. Löse er sie aber, so werde er den Müller 
unwiderruflich holen und die Mühle bis auf die kleinste Spur 
vertilgen. 
Am Abend behrte der Teufel zurück und verlangte die erste 
Aufgabe. Der Mrüller hatte unterdes sechs Sack Hirse und sechs
	        
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