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Teufel aus Arger darüber zurüchgezogen und hier seinen Wohnsitz
aufgeschlagen haben soll; er hat aber der Müllerfamilie, die fromm
und gut blieb, niemals was anhaben Bbönnen.“
601. Von Bischof Kraffts schrechlichem Ende.
Gräße, Bd. I, Nr. 32; Faust, Geschichtbüchlein der Stadt Meißen, S. 11.
Im Jahre 1066 ist den 18. Junius der eben erst erwählte
Bischof Krafft, der gar sehr am Mammon hing und seine Zeit meist
mit Geldzählen zubrachte, als er einstmal bei seinem Schatze ein
gräßlich Geschrei hören lassen, von seinen herzugelaufenen Dienern
ganz allein mit gebrochenem Halse gefunden worden, und hat man
solches dem bösen Feinde zugeschrieben.
602. Teufels Fußtapfe in der Dresdner Kreuzkirche.
Gräße, Bd. 1, Ar. 91; Schäfer, Bd. I, S. 102.
Die große Orgel unter dem Turme war zu Anfange des
17. Jahrhunderts so schadhaft in den BVentilen geworden, daß sie
20 Jahre nicht gespielt werden konnte. Dies geschah infolgedessen,
daß der Teufel einen Kreuzschüler, welcher während der Predigt auf
dem Chore Karte gespielt hatte, neben derselben weggeholt hatte.
* Vach einer andern Gestaltung der Sage (bei Winter a. a. O.) wäre
sedoch nicht sein Mühlknappe, sondern ein Jäger der heimliche Liebhaber
des Mädchens gewesen, das, weil sie am Tage des heil. Laurentius geboren.
worden war, Laurentia hieß; er sei von ihrem Vater aber seiner Armut
wegen abgewiesen worden. In jener Nacht sei sie voller Angst zur Kapelle
des heil. Laurentius, die zwei Stunden entfernt war, geflüchtet und habe den
Heiligen um Rettung gebeten, und diesem habe man das rettende, allzu
frühe Krähen des Haushahns zugeschrieben. Dieses Wunders wegen sollen
nun auch viele andere nach jener Kapelle gewallfahrt sein und das dank-
bare Liebespaar — das Mädchen bekam ihren Geliebten noch — demselben
eine größere Kirche erbaut haben, da die frühere kleine Kapelle dem Zu-
drang der vielen Pilger nicht mehr genügte; um diese erhoben sich später
mehrere Häuser, aus denen zuletzt ein Dorf und nach und nach das durch
einen Jahrmarkt bekannte Lorenzkirchen ward.