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drei Monaten, als sie wieder genesen, ist das Teufelsweib wieder—
gekommen, mit Grüßen von dem großen Herrn und herrlichem Ge—
schmeide, und wiederum nach einem Jahre zum dritten Male. Als
auch da die fromme Jungfrau sich weigerte, dem großen Herrn ein
Stelldichein zu gewähren, da läßt sich das Weib also vernehmen:
„Törichte Jungfrau, was hast du denn zu verlieren an deiner Seele
Heil? Du bist ja weder recht getauft noch auch zur Seligkeit vor—
herbestimmt; lies dieses Buch, da wirst du es selbst einsehen, daß
du in Ewigkeit verloren bist. Ergib dich also dem großen Herrn,
er wird dich hier auf Erden reich machen und dir geben, was dein
Herz wünschen und begehren möge.“ Darauf ist das Weib vor ihr
verschwunden und hat ein Buch zurüchgelassen. Das Mädchen ist
aber wiederum so todkrank geworden, daß ihre Eltern den hoch-
würdigen Pastor Frenzel zu Schönau auf dem Eigen gebeten
haben, auf das Schloß zu kommen; jener Miagister hat aber
dem Rufe gefolgt, die Jungfrau, auch den Pfarrer des Ortes
beruhigt und getröstet, das Buch aber als calvinisches konfisziert;
der Teufel aber ist nicht wiedergekommen.
612. Der Kochjunge auf der Ortenburg.
Gräße, Bd. I, Ar. 768; Gräve, S. 194 ff.
Auf dem Schlosse Ortenburg zu Budissin war einmal ein
gottloser Kochjunge, der sein Bergnügen darin suchte, in einem fort
zu schimpfen, zu fluchen und zu lästern, gleichsam als sei kein Gott
im Himmel, der das Gute belohne und das Böse bestrafe. Nun
begab es sich, daß einst die Mächtigen in der Provinz auf dem
Schlosse ein Prunkmahl feierten, bei welchem nach damaliger Sitte
weidlich gegessen und getrunken ward. Dabei vergaßen sich nun
aber auch die Diener nicht, und sie zechten womöglich noch derber
als ihre Herren; der Kochjunge aber war einer der ärgsten und
trieb es mit Fluchen und Schwören ärger als je zuvor, ja er
forderte den Teufel vermessen heraus, ihn zu holen, schalt ihn feig,
stampfte mit dem Fuße und sagte: „er solle nur kommen, er wolle
schon mit ihm fertig werden." Da erschien plötzlich der Satan in
seiner furchtbarsten Gestalt, ergriff den Buben beim Schopf, fuhr