Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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auf einmal. Der Arme aber war noch nicht belehrt. Als die Leute 
täglich und mehr fragten, wie er so reich geworden sei, und die 
neugierige Frau ihn mit beständigen Fragen quälte, woher er immer 
die Goldstücke erhielt, plauderte er schließlich seine Heimlichkeit aus. 
Wieder saß der Arme mit seiner Frau beim Abendessen, und wieder 
trat der Schwarze zu ihm und sagte: „Entfliehe aus dem Hause, 
sonst bist du morgen tot!“ Erschrochen floh er aus dem Hause, 
und weil er in der Eile den Kessel mit den Goldstücken vergessen 
hatte, mußte er durchs Wendenland betteln gehen. Das Häuschen 
ist verschwunden, der Kessel mit den Goldstücken aber ist einge- 
schlossen in den Felsen des Proitschenberges. Geh und suche ihn. 
615. Wie der Teufel in der Schlieferschenke gesessen hat. 
Euzièäan 1860, S. 24 ff.; übersetzt von Dr. Pilk. 
An der Straße, die von Bautzen nach Löbau führt, liegt 
nahe bei Kubschütz ein neues Gasthaus, welches „Schlieffarnje" 
heißt. Früher, ehe dieses Gasthaus erbaut wurde, und als noch die 
alte Straße weiter unten ging, lag an der letzteren ein altes Gast- 
haus, dessen Ruinen erst beim Bau der Eisenbahn abgetragen 
wurden. Dieses Gasthaus hieß „Alte Schliefarnja“ und stand un- 
gefähr 100—200 Schritte niederwärts von der jetzigen neuen 
Schlieferschende. Vor vielen Jahren versammelten sich in diesem 
Gasthofe Sonntag für Sonntag Spieler. Wenn sie Sonnabends aus 
der Stadt Khamen, blieben schon viele solcher Brüder dort sitzen und 
tranken und spielten oft, bis es Sonntags morgens zur Kirche 
läutete. Ja, viele von ihnen blieben noch länger sitzen und spielten 
auch Sonntags vormittags, wenn in allen Kirchen Gottes Wort 
gesungen und gepredigt wurde. Ihre Bücher, aus welchen sie da- 
mals sangen, waren die Karten, und ihr Gesang war Fluchen und 
Lästern. Eines Sonntags vormittags saßen dort auch solche Brüder 
und waren wie versessen auf ihr Spiel. Auf einmal, um die neunte 
Stunde, trat ein fremder Herr in die Stube herein mit langem, 
grünem Mlantel angetan, setzte sich an den Tisch und beobachtete 
lange Zeit, wie diese Spieler spielten. Nach einiger Zeit entfiel 
einem Spieler ein Kartenblatt; er hob es auf und bemerkte dabei,
	        
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