Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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so geschehen; die erste Kugel, die man abschoß, schmetterte die 
Hexe zu Boden, die zweite machte ein großes Loch in die Mauer, 
und nicht lange dauerte es, so war die feste Burg so zerschossen, daß 
die Mannschaft auf Gnade und Ungnade sich ergeben mußte. Der 
böse Ritter ward hingerichtet und seine Burg der Erde gleichge— 
macht; noch heute aber soll man um Mitternacht bei Mondenschein 
die gespenstige Amme die Trümmerhaufen fegen sehen. 
627. Die Hexen zu Schellenberg. 
Gräße, Bd. I, Ar. 552; v. Weber, Aus vier Jahrhunderten, Bd. I, 
S. 371 ff. 
Im Jahre 1529 sind zu Schellenberg im alten Schloß, welches 
an der Stelle der vom Kurfürst August erbauten Augustusburg 
stand, die beiden Hexen, die alte und junge Rodin, weil sie mehr- 
mals zu Schönerstädt auf dem Hexensabbat gewesen, Diebsdaumen 
verkauft, untreue Männer durch Zaubermittel zu ihren Frauen 
zurüchführen gelehrt, Hexen gesotten und Abwesende zitiert, torquiert 
und dann wahrscheinlich hingerichtet worden. 
628. Ein Hexenprozeß vor dem Leipziger Schöppenstuhl. I. 
Aasch der Montagsbeilage zum Dresdner Anzeiger, 1901, Nr. 38. 
Im Dorfe Wehlitz“ erkrankte Rhurz vor der Erntezeit des 
Jahres 1658 ein kleines Aldchen. Da sich im Bett der Kranken 
öfters „böse spitzige Würmer, die wie große spitzige Fliegen gewesen, 
teils schwarz und teils fahl ausgesehen, jeder sechs Beine und zwei 
Hörner gehabt“, zeigten, so glaubte die Mutter des Kindes an Be- 
hexung. Auf Anraten eines Nachbarn bereitete sie ein besonderes 
Wachslicht und dieses ward auf Geheiß des Superintendenten von 
Gommern in Gegenwart der Gerichtspersonen „probiert“". Es er- 
gab sich nun, „daß solch Licht, so sie unterwärts gehalten, nicht ver- 
  
* Obgleich Wehlitz dreiviertel Stunde von der sächsischen Grenze ent- 
fernt im Regierungsbezirk Merseburg liegt, gehört dieser Hexenprozeß 
doch hierher, da er durch den Leipziger Schöppenstuhl geführt wurde. 
31°
	        
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