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bis er an die Hauptwache beim Esel gekommen, wo er vermerkt,
daß seine Butter ein Kuhfladen gewesen. Er ist also geschwind
wieder zu der Betrügerin zurückgeeilt, allein diese ist über alle Berge
gewesen.
630. Die Zauber-Martha zu Wurzen.
Gräße, Bd. I, Nr. 394; Schöttgen, S. 689; v. Weber, Aus vier Jahr-
hunderten, Bd. I, S. 379.
Im Jahre 1615 ist zu Wurzen eine Zauberin gewesen, die
lange Martha genannt, welche bekannt hat, daß sie etliche Kinder
umgebracht, die Leute angehaucht und verderbt, auch mit dem Teufel
sieben Jahre lang zu tun gehabt. Sie hat auch Christum verlacht,
und ihrer Ubeltaten wegen verbrannt werden sollen. Allein eines
Tages hat man sie in dem Gefängnis vor dem Eilenburgischen
Tore tot gefunden und hat man vorgegeben, sie sei vom Teufel
umgebracht worden. Ihre Gehilfin, Anna Zschauin, ward am 18. Juli
1615 torquiert und dann aus dem Lande gejagt.
•631. Die Meline zu Leisnig.
Reinhold in den Mitteilungen des Vereins für Sächsische Volkskunde,
Bd. II, Heft 9; Kamprad, S. 440; Hingst in den Militteilungen des
Leisniger Geschichts= und Altertumsvereins, Heft 7.
Auf einer Wiese am Minkwitzer Aleßwege liegt ein Brunnen,
der nach einer Zauberin namens Meline (eigentlich Alagdalena
Alber, genannt Mühllene) noch heute der Melinenborn heißt, weil
jene Frau bei ihm mit dem bösen Geiste zu tun gehabt haben soll.
Ehe man sie und ihre Helfershelfer, vornehmlich zwei ihrer Töchter,
in die Fronfeste setzte, fürchtete sich jedermann vor ihr, und weil
es geheißen, jene behexten die Leute, die ihnen nicht eine Guttat
erzeigten, so ward ihnen von allen Hochzeiten, Kindtaufen und sonst
Speise in ihre Wohnung auf der Meusorge geschicht.
Unter der Folter gestanden die Frauen, daß sie mit dem
Teufel ein Bündnis eingegangen seien. Derselbe sei zu ihnen meist
in Gestalt eines kleinen schwarzen Männchens „wie ein Esel groß“