Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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635. Der Kurfürsten Georg III. und IV. Bezauberung durch 
die Frau von Meitschütz. 
Gräße, Bd. 1, Ar. 23; Klotsch, Nachrichten zur Sächsischen Geschichte, 
Bd. X, S. 396 ff.; Bülau, Geheime Geschichten, Bd. III, S. 64 ff.; Vehse, 
Haus Sachsen, Bd. IV, S. 177 ff.; Hitzig, Annalen für die Kriminalrechts- 
pflege 1849, Bd. XLIX, S. 205 ff. 
Die Frau von MNeitschütz, eine geborene von Haugwitz, Mutter 
der bekannten Gräfin von Rochlitz, soll, wie aus den Untersuchungs- 
akten, welche nach dem Tode ihrer Tochter über deren Verhältnis 
zum Kurfürst Georg IV. geführt wurden, hervorgeht, eine arge 
Zauberin gewesen sein. Es ward konstatiert, daß sie Fledermaus- 
herzen unter ihrem Stuhle genagelt hatte, um im Spiele zu ge- 
winnen, sie trug ihr Spielgeld in einem Beutel von Fledermaus- 
häuten und soll einen Diebsdaumen gehabt haben. Sie pflegte 
Umgang mit einer gewissen Zauberin namens Baumeisterin, der 
Hexe Margarete aus dem Dorfe Zinnig im Spreewald, der Traum- 
Marie, dem Dresdner Scharfrichter Melchior Vogel und vier anderen 
Zauberinnen. Eine ihrer Vertrauten namens Krappin soll aus- 
gesagt haben, die Gräfin, sie und die Margarete hätten durch Zauber 
den Kurfürsten Georg III. umgebracht, indem sie ihn (wahrscheinlich 
ein wächsernes Bild von ihm) im Feuer getötet, so daß sein Herz 
im Leibe gebrannt wie ein Licht: und allerdings fand sich auch bei 
der Sektion des Körpers sowohl das Herz als der ganze Leib blut- 
leer. Sie hat auch ihre Tochter gelehrt, gewisse Zaubercharaktere, 
die ihr ihr Sprachlehrer Saladin mitgeteilt, sich mit einer Raben- 
feder in die Hand zu schreiben, wenn sie den Kurfürsten anrührte, 
und am Karfreitag in der Bartholomäuskirche zu Dresden ein 
Schächtelchen versiegelt und an sich genommen, worin sich ver- 
schiedene Gegenstände ihrer Tochter und des Kurfürsten, die mit 
dessen Schweiß und dem Blute jener benetzt und in zwei Sächchen 
gewickhelt waren, um die Liebe beider unauflöslich zu machen, be- 
fanden; vorher war es aber heimlich auf dem Altar, als man die 
Passion sang, gesetzt worden, um den Segen darüber sprechen zu 
lassen. Bekanntlich starb nun die Rochlitz am 4. April 1694 an 
den Blattern, und der Kurfürst, von denselben angesteckt, folgte ihr 
am 27. April 1694, und hurz nach seinem Tode ward ein Hexenprozeß 
gegen die Frau von Meitschütz eingeleitet, worin sie angeklagt ward,
	        
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