Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 494 — 
gegeben. So hatte sie von denselben immer so viel Butter, daß 
sie diese von zwei Kühen nicht erhalten hätte. Endlich, als sie 
nicht ersterben konnte und fürchterlich schwer litt, hat sie den 
katholischen Geistlichen aus Rosental herbeigerufen. Diesem mußte 
sie beichten und sie gestand ihm auch, daß sie noch eine Hostie 
unter der Haustürschwelle in einem Tuche eingewickelt habe. 
Der Geistliche hat dann diese Hostie nach Rosental gebracht. 
Und den Hausgenossen hat er gesagt, daß sie die Kranke sollten 
hinaus auf den Mist tragen, wenn sie vor Sonnenaufgang nicht 
sterben würde. Darauf ist sie gestorben. 
  
b. 
V 643. Der alte Braubursche zu Brambach. 
Gräße, Bd. II, Nr. 705; metrisch behandelt von Fr. Rödiger. 
Zu Brambach am Mlarkte stand einst ein Brauhaus und 
davor ein großer Wasserbottich. Einst sprach daselbst ein Brau- 
bursche ein, um das Handwerk zu begrüßen und einen Trunk zu 
begehren, da ihn sehr dürstete. Der Meister aber, der eben die 
Maische rührte, rief hohnlachend: „Ein kRlopfender Stromer muß 
etwas vertragen können!“ — Das verdroß den Wanderer sehr, und 
er sann auf -ache. Scheinbar ruhig sagte er: „Kann schon eine 
Weile warten“, legte Bündel und Rock im Brauhaus nieder und 
ging in den Garten, um sich ein Kraut zu pflüchen, mit dem er 
dem Braumeister das Bier verderben wollte. Dann ham er wieder 
ins Brauhaus und erbot sich gegen diesen, an seiner Statt die 
Maische zu rühren. Das war dem Meister eben recht, denn er hatte 
etwas im Dorfe zu besorgen, und übergab deshalb dem Burschen 
sofort den Bührpfahl. Ehe ihm die Frau Mieisterin das Frühstüch 
brachte, hatte er bereits seinen Hokuspokhus gemacht und das Kraut 
unter die Maische getan, und als nun die Frau Meisterin kam, 
rief er ihr lachend entgegen: „Das Bier wird gewiß recht steigen, 
das ich euch braue; denkt an mich!“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.