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denn man hatte ihn auf den Markt gehen und aus einer Schachtel
etwas ausstreuen sehen; so nun hernach allerhand Merkmale gesucht
wurden, ihn seiner Bosheit zu überweisen, fand man unter andern,
daß er sein eigenes Weib wieder ausgegraben, ihr Augen, Mase
und Zunge ausgeschnitten und sie zu Pulver verbrannt hatte, welches
er also auf die Gasse gestreut. Er wurde deswegen mit dem Staupen-
schlag bestraft und ewig des Landes verwiesen. Nach einer anderen
Quelle (Gräße, Ar. 490) hatte er seine Frau ermordet, ihren Mund
mit schwarzen Beeren angestrichen, als sei sie an der Pest gestorben,
alsdann ihr den Kopf abgeschnitten, das Herz aus der Brust ge-
nommen, verbrannt, solches auf die Straße ausgestreut, und wer
darübergegangen, ist gestorben. Seines Kindes Kopf hat er an
die Feuermauer gehängt; so viele Tropfen Blutes von ihm gefallen,
so viele Menschen sind gestorben. Dann hat er die sterbenden
Leute aufs Gesicht gelegt und ihr Sterben hat kein Ende genommen.
Drei Ruten hat dieser Mann ausgestecht, eine nach Annaberg, die
andere nach Schweinitz, die dritte nach Alterle (Elterlein?). Zuletzt
hat er erzählt, wieviel Glück er mit seiner Kunst in großen
Städten gemacht habe. Er meinte, wenn er nur die Erde oder
einen Kreuzweg oder eine Dachtraufe erreichen könnte, so wollte
er sich schon die Freiheit verschaffen.“
650. Andere Pestmacher im Erzgebirge.
Nach denselben Quellen.
Zu Wolenstein hat im Jahre 1614 ein Totengräber einer
Pestleiche den Kopf im Grabe abgestoßen, diesen in seiner Stube
an einer Schnur in Teufelsnamen aufgehängt, darin er Hefen, Bier
und Blut von Verstorbenen, ebenso AMlilch aus Brüsten von Pest-
leichen vermischt gegossen und dann warm eingeheizt, so viel nun
Tropfen aus dem schwitzenden Hirnschädel gefallen, so viele Pest-
leichen hat er selbigen Tag gehabt. Dieser Pestzauberer hatte auch
* Um ihn unschädlich zu machen, hatte man ihn näfmlich in einen
Turm gesetzt, so daß er mit den Füßen die Erde nicht berühren konnte.