Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Also ließ er das Faß mit Wein dem Dr. Faustus verabfolgen, der 
es dann seinen Gesellen, zugleich auch den Zeugen, den Studenten, 
zum besten gegeben, welche alsbald Anstalt machten, daß das Faß 
in das Wirtshaus geliefert wurde, wohin sie noch mehr andere gute 
Freunde baten und sich etliche Tage davon lustig machten, solange 
ein Tropfen Wein darin war. 
Zu dem Faßritt ist (nach Gräße, Bd. I, ANr. 442) noch zu 
bemerken, daß der frühere Eingang in den Keller nicht da lag, wo 
er sich jetzt befindet, sondern das Fenster des Zimmers, wo die gleich 
zu erwähnenden Bilder hingen, denselben bildete. Von dieser Helden- 
tat geben noch zwei alte Bilder von der Hand eines unbekannten 
Malers (5 E. 8 Z. lang, und in der Mitte des Bogens — sie sind 
nämlich in dem obern Teile nach dem Mlauerbogen abgerundet, in 
dem sie aufgehangen sind — 1 E. 18 Z. hoch), die um das Jahr 
1525 entstanden sein mögen, freilich durch die Zeit und schlechte 
Restaurierungen viel gelitten haben und sich noch jetzt in Auerbachs 
Keller befinden, Kunde. Auf dem einen Bilde ist Dr. Faust dar- 
gestellt, wie er unter Musik mit Studenten tafelt und zecht, auf 
dem zweiten ist sein Ritt auf dem Fasse geschildert, auf beiden aber 
ist sein dämonischer Begleiter, der schwarze Hund, nicht vergessen. 
Das erste Bild trägt ein lateinisches Distichon zur Aufschrift, welches 
also lautet: 
Vive. Bibe. Obgraegare. Memor. Fausti. Hujus. Et Hujus. 
Poenae: Aderat Claudo. Haec. Ast erat. Ampla. Gradu 1525. 
Uber der Reiterszene steht dagegen folgender deutscher Vers: 
1525. Doctor Faustus Zu Dieser Frist 
Aus Auerbachs Keller Geritten ist 
Auf Einem Faß Mlit Wein Geschwint. 
Welches Gesehn Viel Mutterkind. 
Solches Durch Seine Subtilne Kunst Hat Gethan, 
Und Des Teufels Lohn Empfangen Davon. 
Diiese Verse sind, richtig interpungiert, leicht verständlich: 
Vive, bibe, obgraegare (man lese obgraecare), memor Fausti hujus et hujus 
Poenae: aderat claudo haec (— ast erat ampla —) gradu. 
Lebe, trinke, genieße das Leben nach griechischer Weise, eingedenk 
des Faustus hier (auf dem Bilde) und seiner Strafe: diese erreichte ihn mit 
langsamem Fuße, aber schwer.
	        
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