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663. Ein Teufelsjünger wird zu Großenhain verbrannt. M
Gräße, Bd. J, Ar. 81; Chladenius, Großenhainer Stadtchronik, Bd. II,
S. 117.
Am 8. Juni 1682 ist die elfjährige Tochter des Tuchmachers
Hermann, als sie mit einer Gespielin auf den Bobersberg spazieren
gegangen, von zwei Reutern angefallen worden, auch am andern
Tage an ihren Wunden gestorben. Desgleichen ist den 22. Juli
desselben Jahres die 28jährige Tochter des Bürger M. Pollmars,
als sie beim Hospital in den Gärten spazieren gegangen, von einem
Tuchmachergesellen, namens August Paul, angefallen, und da sie
ihre Ehre mit Schreien retten wollen, mit einem Miesser in die
Gurgel gestochen und ermordet worden. Als sich nun herausgestellt,
daß dieser 19jährige Bösewicht auch die erstbenannten beiden Mläd-
chen umgebracht, ist er den 4. Juni 1683 auf einer Kuhhaut an
das Hochgericht geschleift, mit zwei glühenden Zangen geknippen
und sodann mit Feuer verbrannt worden. Bei der Tortur hatte
er ausgesagt, daß er mit dem Bösen ein Bündnis gehabt und durch
seine Hilfe Reuter gemacht habe. Bei der Exekution hat sich ein
grausamer Sturm und Heulen in der Luft erhoben, sobald jener
aber verbrannt war, hat sich der Himmel wieder ganz rein aufgeklärt.
664. Die Sage vom goldnen Reiter zu Dresden.
Gräße, ZRd. I, Nr. 148; novellistisch behandelt von Winter, in der
Constit. Ztg. 1854, Nr. 134—137.
Auf dem Marktplatze zu Neustadt-Dresden steht auf einem
steinernen Fußgestell die kolossale Reiterstatue Augusts des Starken
aus getriebener Kupferarbeit und reich vergoldet. Deshalb nennt
man sie den goldenen Reiter. Sie ward in den Jahren 1733 bis
1735 von einem Kupferschmied aus Schwaben, namens Ludwig
Wiedemann, gefertigt. Derselbe soll sich jedoch dabei der Hilfe des
Teufels bedient haben, der ihn indes zuletzt im Stiche ließ, so daß
er vergaß, dem Pferde eine Zunge in das Maul zu geben. Später
auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht, war er vor Schrech gestorben.