Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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ein alter Schwertgroschen. Lob, lies das Teufelsbuch zurück, oder 
ich vergreife mich an dir!“ 
„Ja, Lob, lies das Buch zurück, oder ich falle mit Lieb über 
dich her,“ stimmte auch Toffl bei. „Ich bin morsch an allen Gliedern 
und trage einen Knax auf zeitlebens davon. Deine verdammte 
Hexengeschichte!“ 
Schließlich beteuerte auch Ehr'gott, den Lob „windelweich 
dreschen“ zu wollen, wenn er nicht sofort das Viehzeug entferne, 
so daß der unglückliche Beschwörer in die äußerste Verlegenheit ge— 
riet. Aber da kam ihm plötzlich ein Gedanke; wie ein Lichtstrahl 
fiel es in die Nacht seiner Bedrängnis, und mit dem Ausrufe: 
„Bleibt nur hier, ich werde sogleich Hilfe herbeischaffen!“ stürmte 
er durch ein Fenster ins Freie und geraden Wegs der Pfarrer- 
wohnung zu. 
Der Prediger saß noch angekleidet in seinem Studierstübchen, 
mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt, als sein Beichtkind atem- 
los hereinstürzte und ihm in abgebrochenen Sätzen von seiner Be- 
drängnis ein lebhaftes Bild entwarf. 
Der Pfarrer winkte ihm Stillschweigen zu, als er gar nicht 
fertig werden konnte. 
„Schon gut, schon gut, ich weiß, was du mir sagen willst 
ich habe schon seit einer Biertelstunde auf dich gewartet!“ 
„Um so besser, Herr Pastor, so sei Er nur so gut und komme 
Er, uns aus unserer Bedrängnis zu helfen; ich will auch in meinem 
Leben kein Zauberbuch mehr in die Hand nehmen. Komm' Er 
schnell und les' Er das Buch zurück, sonst wird der Lieb noch zu 
Schanden gestoßen und der Toffl zu Brei gequetscht. Ich selber 
bin schon ganz kontrakt am ganzen Körper“ 
„Gerechte Strafe für deinen Vorwitzl!“ warf der Pfarrer 
trocken hin. 
„Er will uns also nicht helfen?“ heulte Lob, der die Bemer- 
kung des Pastors anders deutete. 
„O doch,“ beruhigte der Seelsorger, indem er nach seinem 
Stochk langte, „Komm, Lob, wir wollen dem Spuk zeigen, daß wir 
Gewalt über ihn haben!“ 
Bald war man an Lobs Hause angelangt, das Fenster stand 
noch auf, und Pastor und Geisterbeschwörer nahmen durch dasselbe 
ihren Weg in das Innere, wo noch immer gekämpft wurde. „Gott 
Meiche, Sagenbuch. 34
	        
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