Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Jenes Wäldchen sollte nämlich Klunge einem unsauberen Geiste, 
den er ausgetrieben, zum Aufenthaltsorte angewiesen haben. Bei 
der Bannung eines andern Unholds, der in einem Hause zu Nieder- 
neukirch sein Wesen trieb, ereilte den geistlichen Hexenmeister das 
Verhängnis. Der Besitzer des genannten Hauses bat den Pfarrer, 
seine Heimstätte von dem Poltergeiste zu befreien. Klunge versprach, 
in der Nacht des Neumondes zwischen 12 und 1 Uhr zu kommen. 
Er hatte sich aber beim Studieren verspätet und die Turmuhr ver- 
Rkündigte schon das dritte Viertel nach zwölf, als er eilends dem 
berüchtigten Hause zuschritt. Er trat durch die offen gelassene Türe, 
erstieg die Treppe zu dem oberen Stockwerke und begann seine 
Beschwörung. Der zitierte Geist erschien. Klunge zog eine starke 
Nadel aus seinem Gewande, durchstach damit das schwache Kreuz 
des Fensters und zwang den Unhold, durch die entstandene Offnung 
für immer zu verschwinden. Da schlug die Gloche eins. Der Geist 
fuhr unter gräßlichen Verwünschungen hinaus, ließ jedoch einen 
dichten, giftigen Qualm im Zimmer zurückh. An den Folgen dieses 
Auftritts soll Klunge Rurz darauf verstorben sein. 
Als er bestattet wurde, will man seine Gestalt an einer Mauer- 
öffnung des Turmes bemerkt haben. Vor seinem Tode hatte er 
seinen Angehörigen befohlen, einige seiner Bücher, namentlich das 
sechste und siebente Buch Mosis, in deren Besitz er war, nach seinem 
Abscheiden zu verbrennen. Als dies nicht geschah, ließ sich der Geist 
des Pfarrers mehrmals mahnend sehen; einmal soll er sogar durch 
die Esse, gleich einem Sturme, eingefahren sein, worüber eine Magd 
bis auf den Tod erschrakh und starb. Die Bücher wurden endlich 
vernichtet, und der Spuk hörte auf. (Der Schluß auch bei Gräße, 
Bd. II. S. 151, wo die schwarze Kunst aber dem Pfarrer Pech zu- 
geschrieben wird.) 
674. Zaubereiprozeß in Hainewalde. 
N. Laus. Alag. 1833, S. 331 ff., nach einem alten Hainewalder Kirchenbuche. 
Am 11. Alärz 1683 fand im Gericht zu Oberhainewalde im 
Beisein vieler Edelleute, Pfarrer und Gerichtsschöppen ein „Tag“ 
statt, wobei zwei dortige Einwohner wegen ihrer Streitigkeiten ver- 
hört wurden. Und zwar hatte der Tischler Hans Aeumann dem 
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