Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 533 — 
den andern mit Blut geschrieben; der erste sei verloren gegangen, 
den andern habe er vors Fenster gelegt, daß ihn der Teufel holen 
solle. Dieser holte das Papier aber nicht, daher nähte es Pursche 
in ein Säckchen und trug es am Halse mit sich herum, nahm es 
aber ab, als er am Gründonnerstag zum Abendmahl gehen mußte, 
und verbarg es im Bette, wo man es fand. Er ward zum Staupen— 
schlag und Landesverweisung verurteilt, zuvor aber in Haft ge— 
nommen, um sich zu bessern. 
676. Der kluge Mönch von Kamenz. 
Gräße, Bd. II, Ar. 872; N. Laus. Mag. 1832, S. 448; Köhler, Bilder aus 
der Oberlausitz, S. 128 ff., ck. S. 240; Gräve, S. 44; Zeit. f. d. eleg. Welt, 
1817, S. 358. 
Wie sich an vielen Orten Sachsens, z. B. auf dem Sonnen- 
stein, in der Ruine der Mönchskirche zu Budissin, auf der Orten- 
burg daselbst, in der St. Johanniskirche zu Zittau usw. hin und 
wieder ein gespenstiger Mönch zeigen soll, der durch seine Erscheinung 
stets der Stadt ein Unglück andeute, so soll auch in Kamenz zu- 
weilen ein Franziskanermönch zu sehen sein, der sogar einmal die 
Buchstaben C. M. P. an das Klostertor angeschrieben habe, die man, 
da bald darauf 1680 die Pest erfolgte, als Camitia Misere Peribit 
(d. h. Kamenz wird elendiglich zugrunde gehen) deutete.“ 
Viele halten ihn für den Erfinder des Schießpulvers Berthold 
Schwarz, dessen angeblichen Grabstein in der St. Annenkirche zu 
Kamenz eine RKanone ziert, und dessen Standbild an der Hausecke 
der Budissiner Gasse Ar. 91 angeblich zu sehen gewesen sein soll. 
Dies ist aber unmöglich, denn jene Grabstätte ist die eines Büchsen- 
meisters, Max Gottmann, der im Jahr 1508 hier verstarb, und 
jenes Standbild bezeichnet, daß der Besitzer dieses Hauses einst ein 
gewisser Hans Wagner ( 1503) gewesen sei. Daher muß jener 
Mönch wohl der unruhige Geist eines der letzten Mönche des auf- 
gehobenen Franziskanerklosters zu Kamenz, Matthäus Rudolph sein, 
der, nachdem er zu Leipzig und Paris besonders Magie und Alchimie 
studiert, von seiner engen Zelle aus im Kloster St. Anna in Kamenz, 
  
Haupt, Bd. I, S. 144, erklärt die Buchstaben mit der Annahme 
eines (sächsischen) Schreibfehlers als C. M. B.— Caspar, Melchior, Balthasar.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.