Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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wo er von weit und breit Besuche von Armen und Reichen empfing, 
durch Formeln und Wundersprüche, aber auch mit Wurzeln, Steinen, 
Kräutern und Pflastern heilte. Man suchte ihn jedoch nur in der 
Aot auf, denn es ging von ihm das Gerücht, er habe sich dem 
Teufel verschrieben und dieser leiste ihm bei allen Heilungen getreuen 
Beistand. Am Sonnabend vor Lätare 1562 Rehrte er aus Böhmen 
von einem Krankenbesuche zurüch; da erhob sich auf einmal bei 
ganz heiterem Himmel ein furchtbares Gewitter, und in diesem kam 
der Mkönch mitten auf der Straße um: angeblich hatte ihn der 
Teufel geholt. Den Tag nach seinem Tode Ramen aus Kamenz 
seine drei noch übrigen Ordensbrüder und holten seine Leiche in 
aller Stille auf einem Düngerwagen ab. Erst nach seinem Tode 
wagte man ihm den Prozeß als Zauberer zu machen; seine Magd 
und ihr Sohn, die auf der Folter bekannt hatten, daß sie ihm beim 
Zaubern geholfen hätten, wurden 1564 hingerichtet. 
677. Pfarrer Kaspar Dulichius zu Kamenz. 
Gräße, Bd. II, Ar. 879; A. Laus. Mag. 1838, S. 397; Haupt, Launsitz. 
Sagenbuch, Bd. I, S. 192 ff. 
Im Jahre 1642 war ein gewisser Kaspar Dulichius Pfarrer 
zu Kamenz. Er führte aber ein so wenig geistliches Leben, war so 
streitsüchtig und narrenhaft, daß man ihn schon nach einigen Jahren 
wieder absetzte. ANachdem er zehn Jahre in der Frre herumgezogen 
war, kam er nach seiner Bückkehr nach Kamenz aus irgend einem 
Grunde ins Gefängnis auf den sogenannten Pulsnitzer Turm. Da 
kam es aber heraus, daß er mit dem leibhaftigen Teufel im Bunde 
war, denn am 7. Oktober 1652 war er bei verschlossenen Türen 
vom Turme gestiegen und hatte mit mehreren Personen auf der 
Straße gesprochen und doch am andern Morgen sich wieder in 
seinem Gefängnisse befunden. Dazu kam das Gerücht, daß er in 
Wien zur katholischen Religion übergetreten sei, und sein eigenes 
Geständnis, daß er eine Auß besitze, vermöge welcher er sich un- 
sichtbar machen könne, sowie daß ein von Haaren geflochtener Kranz 
ihm die Herrschaft über die Geister des Schattenreiches verleihe. 
Man schritt daher zur Inquisition und verschichte die Akten an den
	        
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