Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Leipziger Schöppenstuhl, welcher auf die Tortur erkannte, um ihm 
das Geständnis seines Bundes mit dem Teufel abzupressen. Aber 
schon bei dem Anblick der Marterinstrumente erklärte der Delinquent, 
er bekenne, daß er einen Bund mit dem Teufel gemacht habe, auch 
mit dessen Hilfe vom Turme herabgestiegen sei. Er widerrief zwar 
seine Aussage am 6. November 1654, es half ihm aber nichts; er 
ward am 8. Juli 1655 auf dem Markte in Kamenz äöffentlich mit 
dem Schwerte hingerichtet. 
678. Martin Pumphut in der Lausitz und der General 
Sybilski. 
Gräve, S. 83 ff., ek. S. 88 ff.; Taschenb. f. d. Lausitz, Görlitz 1855, Bd. I, 
S. 105; Haupt, Bd. I, Nr. 218, 220. 
Alartin Pumphut, der im Vogtlande, im Erzgebirge und im 
Meißnischen bekannt ist, spielt auch in der Lausitz eine große Molle. 
Alan erzählt von ihm, daß er gleich nach seiner Geburt, die nach 
der Terminologie der Müllerburschen Anno Tobak in dem Dörschen 
Spuhla bei Hoyerswerda stattfand, auf rätselhafte Art aus seiner 
Wiege verschwunden sei und an seiner Stelle eine riesige Ringel- 
natter darin gelegen habe; als nun aber seine verzweifelten Eltern 
nach ihm gesucht, sei er plötzlich von selbst frisch und gesund wieder- 
gekommen. Wie er sechs Jahre alt war, zog eine Zigeunerhorde 
durch das Dorf seiner Geburt, und ein Mitglied derselben stellte ihm 
das Prognostikon, er werde weit in der Welt herumkommen, zwar 
im untern Stande bleiben, jedoch Reichtümer erwerben, viel Auf- 
sehen erregen, endlich aber durch ein Frauenzimmer ums Leben 
kommen. Der Knabe wuchs nun heran, lernte außer seiner Mutter- 
sprache, dem Wendischen, auch Deutsch, und zeichnete sich vor anderen 
Knaben seines Alters höchstens durch größere Schlauheit und Aeig— 
ung zu lustigen Streichen aus. Nachts, wenn er schlief, will man 
sonderbare Gestalten über seinem Haupte schweben gesehen haben, 
und wenn er bei Nachtzeit ausging, wollen viele ein Flämmchen 
in Kegelgestalt vor und hinter ihm bemerkt haben. In gereifteren 
Jahren erlernte er die Müllerprofession, trat seine Wanderzeit an, 
wo man ihm wegen seines hohen, spitzen, breitgerandeten Hutes 
jenen Spitznamen beilegte; allein von wem und wo er seine Teufels- 
Rünste gelernt, davon schweigt die Geschichte. Er war überall und
	        
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