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nirgends. Bald segelte er in einem papiernen Nachen über die
Saale, Elbe und Mulde, bald ritt er auf einer großen Heuschrecke
durch die Luft, hier zerschnitt er einen Mühlstein (z. B. in Budissin
in der großen Mühle, wo man denselben noch sehen kann), dort
setzte er (bei Dresden) auf einmal alle Windmühlen in Bewegung,
indem er nur durch ein NAasenloch blies. Zu Volkersdorf bei Großen-
hain, wo man eine Mühlenwelle bereitete, bemerkte er im Vorbei-
gehen, daß sie zu Rurz sei; man lachte ihn aus: da er zurückkehrte,
überzeugte man sich von der Wahrheit und bat um seine Hilfe. Er
dehnte sie wie Brezelteig aus und setzte so die fehlende Elle zu.
(Vgl. Ar. 646 und 652.) Zu Heiligenbeil“ schleuderte er seine Axt
an den Kirchenturm, wo sie einhieb und noch heutigen Tages zu
sehen ist. In Leipzig, im Gasthofe zum goldenen Siebe, ließ er
am hellen Tage eine Mlenge Hasen aus dem Kacheltopfe heraus-
und wieder hineinspazieren. Hier leitete er die Saale aus ihrem
Bette und wies ihr einen andern Lauf an, damit die Mlüller, die
ihm Rein Geschenk gereicht hatten, nicht mahlen konnten, indes
anderen, die ihn freundlich aufgenommen, das Wasser zu keiner
Zeit mangelte, wodurch sie zu Vermögen gelangten. Bald ver-
wandelte er die Pferde eines betrügerischen, groben Roßhändlers,
der ihm, dem Ermüdeten, einen Sitz auf dem Handpferde ver-
weigert hatte, in Strohwische, bald ließ er bei eingetretenem Miß-
wachs einem Bauer, der ihn bei einer Krankheit gepflegt, eine über-
reiche Ernte sammeln, bald machte er den Adjutanten des Generals
Sybilski in Teufelskünsten.
Dieser königlich polnische und Rurfürstlich sächsische General
Johann Paul Sybilski von Wolfsberg (geb. 1677, gest. 1763) war
ebenfalls ein arger Zauberer.“ Den Tag vorher, als er bei Zehren
und Lommatzsch (13. Dezember 1745) die preußische Arrieregarde
total schlug und dabei Kkeinen Moann verlor, ließ er sein Regiment
zu drei Mann über einen schwarzen Alantel marschieren und rief
ihnen zu: „Burschen, wenn ihr ins Gefecht Kkommt, vergeßt nur
* Nach der preußischen Volkssage war aber ein Wunder des Bischofs
und Heidenbekehrers Anselmus die Ursache des Namens Heiligenbeil;
s. Bechstein, Deutsches Sagenbuch, S. 204, und Gräße, Preuß. Sagenb.,
Bd. II, Ar. 584, S. 367.
Auf ihn werden von manchen Sagenerzählern Züge aus der (wen-
dischen) Krabatsage übertragen.