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der Bitte nicht erweichen lassen! Krabat konnte mit der Zusage
baldiger Rettung zu seinem Dienstherrn zurückkehren. Aach einigen
Tagen machte sich die Frau nach Schwarz-Collm auf. Es erging
ihr dort genau so, wie der Sohn vorausgesagt hatte. Auf das
Ersuchen, ihr den letzteren mit heimzugeben, wurde sie in ein ziem—
lich dunkles Zimmer geführt, in welchem zwölf Kohlraben auf einer
Stange saßen. Der Müller bedeutete sie, nun ihren Sohn zu be—
zeichnen, was denn auch nach dem verabredeten Merkmale geschah.
Sie hatte recht geraten. Zähneknirschend, in schlecht verhaltenem
Ingrimm berührte der Hexenmeister den einen Raben, welcher sich
unter dem rechten Flügel gekratzt hatte, mit einem Stäbchen, worauf
sich derselbe in den jungen Krabat verwandelte. Dieser eilte mit
der Mutter rasch von dannen, nicht ohne jedoch ein Zauberbuch,
das wichtigste seines Meisters, mitzunehmen. Wegen dieser Entwen—
dung verfolgte ihn der Müller mit bitterer Feindschaft.
Zu Hause fand Krabat noch immer Mangel und Armut. Es
war kein Geld vorhanden, und trockene Kartoffeln wollten dem
seither verwöhnten Jungen als Speise durchaus nicht munden. Er
trat alsbald vor seinen Stiefvater hin mit den Worten: „Vater,
so kann's nicht fortgehen! Geld muß sein, und wenn Ihr keins
habt, so werde ich es Euch verschaffen!“ „Aun, wie willst du das
anfangen?“ fragte der Vater. — „Aächstens ist Viehmarkt in
Wittichenau. Ich werde mich in einen fetten Ochsen verwandeln.
Führt mich dann dorthin und verkauft mich, jedoch an keinen ehr—
lichen Biedermann, sondern an die geriebenen Kamenzer Vieh—
händler! Verlangt nur einen recht hohen Preis; Ihr werdet ihn
erhalten. Uberlaßt aber, was man Euch auch bieten möge, auf
keinen Fall dem Käufer auch den Kopfstrick! Ich würde sonst un—
glücklich sein, denn ich könnte die menschliche Gestalt nicht wieder
erlangen und müßte unter den Beilhieben des Fleischers enden.
Macht Euch auch mit dem Gelde schnell davon und nach Hause. Ich
folge bald nach. Es wird bei uns dann nicht mehr solche Dürftig—
keit herrschen.“ So sagte Krabat und ging, ohne auf die Einwen—
dungen des Vaters zu achten, hinaus. Bald hörte der Alte vor
seiner Hütte das Brummen eines Stieres, welcher bei näherer Be—
sichtigung als eins der stattlichsten Tiere seiner Rasse erkannt wurde.
Der Tag des stark frequentierten Viehmarktes von Wittichenau er—
schien. Der Vater trieb den Ochsen dorthin. Kaum hatten die