— 558 —
tor zu gehen. Dort legt er den Sack schön sachte hin und sagt:
„Teufel, ich bring dir hier eine Seele, du mußt mir aber einen
Wechseltaler dafür geben.“ Der Teufel Kkommt auch und schmeißt
ihm einen Taler vor die Füße. Aun heißt es aber, fix zugreifen
und ausreißen; denn wenn der Böse in den Sack hineinguckt und
sieht, daß er betrogen ist, so schmeißt er ihn voller Wut an die
Kirchentür. Wer dann das Katzengeschrei noch hört, der wird da-
von stochtaub, und der Taler ist auch verschwunden.
Ist einer nun glücklich in den Besitz eines Wechseltalers ge-
langt, so ist ihm für immer geholfen. Denn er kann damit be-
zahlen, so oft er will, immer ist der Taler wieder in seiner Tasche.
Alan kann den Taler jedoch aufhalten, wenn man ihn in ein Glas
tut und ein Gesangbuch darauf legt. Dann hann er nicht wieder
fort und tanzt im Glase so lange, bis der, der ihn ausgegeben hat,
voller Angst gelaufen Kkommt und ihn um jeden Preis zurückkauft.
Wer ihn für immer los sein will, der muß sich rüchlings ans
Wasser stellen und den Taler über den Kopf hinter sich werfen; er darf
aber dabei weder rückwärts, noch zur Seite, noch auf den Boden
guchken. Dann kommt der Böse und holt seinen Taler wieder.
(Vgl. Nr. 717.)
692. Das Zauberbuch und die gespenstischen Krähen.
Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges, Ar. 258.
Eine alte Frau in Bernsbach, die selbst schon Großmutter war,
erzählte, daß ihr Großvater einst einen alten Freund, der Gasthofs-
besitzer in einem andern Orte war, besucht habe. Da gerade Heu-
ernte gewesen, sei der Wirt mit allen seinen Leuten auf die Wiese
gegangen, so daß nur sein alter Freund in dem Gasthofe zurück-
blieb. Dieser erhielt den Auftrag, Bier zu verschenken, wenn Gäste
Rkämen. Als er nun allein gewesen, hätte er ein Buch aus einem
Schranke genommen und sich mit Lesen darin vertieft. Auf einmal
wäre eine Krähe an das Fenster gekommen, und bald darauf wären
noch mehrere gefolgt, welche sich sämtlich vor der Haustüre nieder-
gelassen hätten. Auf einmal wäre aber der Wirt atemlos in das
Haus gestürzt gekommen, hätte dem sonst sehr lieben Freunde eine
Ohrfeige gegeben, das Buch weggenommen und die Worte ge-