Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Raubritter mit seiner Geliebten wohnte. Von dieser sogenannten 
Wunderburg sieht man aber jetzt nichts mehr als einen aufgeworfenen 
Erdwall. Außer diesem findet sich aber hier ein seltsamer Rasen— 
kreis, ganz nach Art eines Labyrinths angelegt, wo sich früher die 
Jugend mit Tänzen zu belustigen pflegte. Dieser Kreis soll einst 
von einem zauberischen Mönche ausgetanzt worden sein, wie der 
Tanzkreis der Böhmenkönigin Libussa auf dem Wischerad bei Prag, 
den man noch jetzt zeigt. 
701. Dr. Fausts Höllenzwang. 
Gräße, Zd. 1, Nr. 615; Ziehnert, S. 526. 
Dr. Fausts Höllenzwang nennt die Sage ein Buch, in dem 
die Kunst gelehrt wird, Geister zu zitieren, ja selbst den Teufel sich 
dienstbar zu machen, was der berüchtigte Dr. Faust auch mit Hilfe 
dieses Buches bewirkt haben soll. Dieses Buch haben schon viele 
Freunde der schwarzen Kunst vergeblich gesucht, indem sie den Dorn- 
strauch nicht wissen, unter dem es hinter dem Chemnitzer Schlosse, 
am Wege nach dem Küchwald, vergraben sein soll. (Vgl. Ar. 712.) 
702. Das Zauberpferd bei Berthelsdorf. 
Gräße, ZBd. J, ANr. 386; Monatl. Unterr. a. d. BReiche d. Geister, Bd. III, 
S. 417 ff. 
Am 6. Februar 1731 saß der Amtsaktuar zu Rochsburg mit 
einem Freunde abends zwischen 7 und 8 Uhr in einer Stube. Da 
erhob sich auf einmal ein furchtbarer Sturmwind und gleichzeitig 
hörten sie eine Mannsstimme laut und erbärmlich ohne Unterlaß 
rufen: „Um Gottes willen, helft mir, helft mir.“ Sie eilten schnell 
herunter in der Meinung, daß jemandem ein Unglück während des 
heftigen Schneesturmes zugestoßen sei, suchten in diesem Schnee nach 
Menschenspuren und wurden dabei von drei herrschaftlichen Jägern, 
die denselben Ruf gehört hatten, unterstützt. Diese suchten nun 
weiter die nächste Umgebung ab, wobei ihnen ihr Hund aber keine 
Gesellschaft leistete, sondern ängstlich zurüchlief; der Aktuar hörte 
aber das Rufen noch lange, bis es endlich aufhörte. Halb erfroren
	        
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