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704. Ein Pfaffe bannt einen Flüchtling.
Gräße, Bd. 1, Ar. 375; Heine, Beschreibung von Bochlitz, Leipzig 1719,
S. 62 ff.
In den Türmen des Bochlitzer Schlosses, die man vorzeiten
die Bochlitzer Jupen nannte und von denen man sagte, daß, wer
sie anhabe, nicht erfriere und auch nicht von den Wölfen gefressen
werde, lag im Jahre 1530 ein böhmischer Edelmann gefangen.
Der kam jedoch mit sonderbarer Behendigkeit an einem Strohseile
heraus und ward frei. Da hat ein katholischer Pfaffe seine Zauberei
gebraucht, daß er nicht forttommen konnte, ob er schon eine halbe
Meile weg gewesen. Der Pfaffe kehrte nämlich die Bilder in der
Kirche um, daß sie den Rüchen gegen das Volk zu wendeten. Aun
sagte der wiedergefangene Edelmann aus, daß er oft einen weiten
Weg gegangen und gemeint, er wäre weiter als eine Meile von der
Stadt, allein je weiter er gegangen, desto näher wäre er wieder
zum Schlosse gekommen. Doch ward ihm hernach das Leben
geschenkt.
705. Festmachen hilft nichts.
Gräße, Rd. 1, Ar. 427; Vogel, Annalen, S. 831.
Am 10. Mai des Jahres 1684 ist frühmorgens in der Pleiße
bei der Nonnenmühle ein ertrunkener Mensch gefunden worden, der
aus dem Passe, den er in seiner Tasche trug, als ein Madlergeselle
namens Peter Wahrmund erkannt ward und aus Merseburg ge-
bürtig war. Mla fand bei ihm einen Zettel, auf dem viele
Charaktere und ein zauberischer Segen geschrieben war, und dar-
unter standen die Worte: „Wer diesen Zettel bei sich trägt, der
soll von keinem Feuer verbrannt, von Reinem Feuer verletzt und
verwundet werden, auch in keinem Wasser ersaufen können." Was
nun dieser Aberglaube geholfen, das hat der Ertrunkene mit Ver-
lust seines Lebens erfahren.
* Uber das Festmachen finden sich aus Sachsen verschiedene Sagen.
So hat im Jahre 1634 im Hornung zu Meißen ein gottloser Soldat beim
Trunk geschworen, der Teufel solle ihn hinführen, wenn er sich nicht wider
alle Wehr und Waffen fest und gefroren machen könne. Darauf hat er
zum andern Male sein bloßes Schwert mit solcher Macht in seinen bloßen