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Auch in der Umgegend des Schlosses verbreiteten die Schlangen
Furcht und Schrechen. Im Schloßparke waren sie eine allgewöhn-
liche Erscheinung. Selbst im Wallgraben, der das Herrenhaus noch
heute umgibt, waren sie vorhanden.
Wie die Sage berichtet, wären diese Schlangen in das Schloß
zu Harthau durch eine Zigeunerin verbannt worden. Diese habe
einst einen früheren Gutsherrn um eine Gabe angesprochen. Der
aber soll die bettelnde Zigeunerin mit der MReitpeitsche ins Gesicht
geschlagen und sie sodann mit Hunden aus dem Gehäft gejagt
haben. Draußen vor dem Tore wäre das mißhandelte Zigeuner-
weib halb ohnmächtig niedergesunken, habe dann sich plötzlich
emporgerafft, die geballten Fäuste erhoben und eine schrechliche Ver-
wünschung ausgerufen. Von Stund an stellten sich die lästigen
Schlangen ein, die den sogenannten Haselottern sehr ähnlich waren.
Eine andere Uberlieferung fügt noch hinzu, daß die Schlangen
jenen Gutsbesitzer umgebracht haben würden, wenn er auch nur
einen einzigen Tag verabsäumt hätte, sie mit Milch zu füttern.
725. Die Zitation des heiligen Petrus.
Pilk im „Sächs. Erzähler“ (Bischofswerda), Belletristische Beilage vom
18. Aug. 1894.
In MNeutirch befindet sich oberhalb (d. h. östlich) der Brauerei
ein Keller, zu dessen Innerem man durch eine Tür von den Land-
straße aus gelangt. Er bestand weit früher als das über ihm er-
baute Haus und gehörte ehedem zum Mittergute. Von diesem
Raume erzählt eine Legende, daß darin einst drei Brüder auf merk-
würdige Art gemeinsam den Tod gefunden hätten.
Die drei besaßen ein Zauberbuch, welches namentlich die For-
meln der Nekromantik enthielt. Emsig machten sie von den letzteren
Gebrauch. In dem dunkeln Gewölbe saßen sie oft des Nachts bei-
sammen und beschworen die Geister längst Verstorbener herauf.
Mieistens waren es die Schatten zur Hölle gefahrener Bösewichter,
welche vor ihnen erscheinen und ihnen Rede stehen mußten. Manchen
aus der Geisterwelt hatten sie schon befragt; eine Antwort waren
ihnen alle schuldig geblieben. Und die Frage danach interessierte
sie doch gar zu sehr, denn sie betraf ihre eigene Zukunft. Einst