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kommen und sie herausbeten. Noch heutzutage hört man manch—
mal Hundegebell im Hohberge. Da sagen die Leute: „Das sind
Ahlburgs Hunde!“ (Siehe Ar. 557.)
728. Der Wundervogel auf der Lausche.
Gräße, Bd. II, Nr. 842; nach Gräve a. a. O., S. 95 ff.
Auf der Lausche bei Zittau zeigt sich, wiewohl äußerst selten,
ein Vogel von gar wunderlicher Gestalt: Ständer hat er gleich einem
Storch, Kopf und Schnabel wie ein Lämmergeier, große Fittiche wie
ein Fregattvogel und einen Schwanz wie der Sekretär, und ist von
überaus buntfarbigem, wunderschönem Gefieder. Dieser seltene Vogel
ist nichts mehr und nichts weniger als ein von einem bösen Zauberer
in einen Vogel verwandelter Prinz. Dieser Prinz war aus dem
Böhmerlande, ebenso schön von Gesicht als reizend von Gestalt, in
allen Künsten und Wissenschaften seiner Zeit erfahren, menschen-
freundlich und wohltätig, kurz, das vollkommene Mluster eines
Fürsten, nur ein etwas zu eifriger Freund der Jagd. Eines Tages
jagte er nach der Mittagsstunde in der NAähe der Lausche. Da be-
gab es sich nun, daß ein gewaltiger Adler in der Luft kreiste; der
Prinz sendete von seinem Bogen einen fern treffenden Pfeil nach
ihm, und aus den Wolken herab stürzte der König der Vögel und
fiel in den auf der Lausche damals befindlichen Garten eines
Zauberers, welcher unglückhlicherweise in einer Laube daselbst sein
Mittagsschläschen hielt. Wütend über das Getöse, welches der Adler
in seinem Falle verursachte, und über den Schaden, den das herab-
stürzende schwere Tier in den Blumen und Gesträuchen des Gartens
verursacht hatte, eilte der Zauberer aus demselben, und als er den
Prinzen vor sich sah, berührte er ihn mit seinem Zauberstabe und
rief: „Sei einer des Geschlechts, wovon du einen getötet, so lange,
bis dich ein Jäger, der seiner Herrschaft nie etwas veruntreut hat,
erlegt!“