Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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zehn Jahren jenes Verbrechen begangen. Den Fleischer habe er 
durch seine Hilferufe in den Wald gelockt und seinen dressierten 
Wolfshund auf den Hund des Fleischers gehetzt; darauf habe er 
den alten Juden angefallen, ermordet und beraubt. Mit dem 
Gelde sei er in das Ausland gegangen, aber sein böses Gewissen 
habe ihm keine Ruhe gelassen, auch habe er große Sehnsucht nach 
seiner Heimat gehabt. So sei er zurüchgekehrt und hier gefangen 
worden. Bald darauf wurde er an derselben Stelle hingerichtet, 
wo vor zehn Jahren der unschuldige Fleischer vom Leben zum Tode 
gebracht worden ist. JFenes Stück Feld, das zwischen den „drei 
Linden" und dem „Sahnvorwerk“ liegt, heißt noch jetzt „das 
Gericht“". 
II. In der Aähe des Sahnparks bei Crimmitschau stehen 
drei große schattenreiche Linden. Es wird erzählt, daß einst ein 
Schäfer des Rittergutes Frankenhausen eines Diebstahls wegen zum 
Tode verurteilt wurde, trotzdem er bis zum letzten Augenbliche seine 
Unschuld beteuerte. Da bat er sich noch die Gnade aus, auf dem 
Richtplatze drei junge Linden verkehrt pflanzen zu dürfen. Würden 
die auf solche Weise gepflanzten Bäunchen fortkommen, so möge 
man dies als Zeichen seiner Unschuld ansehen, würden sie aber 
verdorren, so wäre er des Diebstahls schuldig. Der Schäfer wurde 
hingerichtet, aber die vor seinem Tode von ihm mit den Asten in 
die Erde gepflanzten Bäume gediehen zum Zeugnisse, daß er un- 
schuldig gewesen war. 
747. Der Galgenbaum bei Blankenhain. 
Gräße, Bd. I. Ar. 614; Ziehnert, S. 478 ff. 
Auf dem Rittergute Blankenhain im Amte Zwichkau diente 
einst ein ehrlicher und braver Hirtenjunge namens Liebhold, dem 
aber die Knechte und Mägde gehässig waren, weil er, sobald 
er von denselben etwas sah, was wider den Willen seiner lieben 
Herrin, der Edelfrau war, ihr solches immer sogleich anzeigte. Als 
daher einmal der gnädigen Frau ein goldenes Kettchen weggekommen 
war, ergriff das gottlose Gesinde die günstige Gelegenheit, den armen 
Jungen zu verderben, und der gewissenloseste unter den Knechten 
ging hin zur Herrin und zeigte Liebholden als den Dieb an, den
	        
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