Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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er das Gelübde. Dieses begab sich im Jahre 1498. Die Kapelle 
scheint bald wieder verfallen zu sein, aber den St. Annenbrunnen, 
aus dem das Volk später „Tannenbrunnen“ oder „Brunnen zu 
den drei Tannen“ machte, weil drei Tannen in seiner Nähe standen, 
rühmt man noch heute als Heilquelle. 
Nach einer anderen Quelle (Meltzer, Hist. Schneebergensis, 
S. 871—875) ist der Brunnen im 17. Jahrhundert erst wieder ent- 
decht worden. 
Im Jahre 1608 nämlich soll eine Bäuerin aus Kühnheide 
dieses Brunnens heilsame Kraft durch einen Traum offenbart be- 
kommen haben, nachdem sie 14 Jahre lang einen bösen Schaden 
an einem Schenkel gehabt und viel daran ausstehen müssen. Sie 
hat, als sie nach ihres Traumes Anweisung den Brunnen nicht 
sogleich finden konnte, viel alte Leute gefragt, ob nicht bevor in 
dieser Gegend ein gewisser Heilbrunnen vorhanden gewesen oder 
noch anzutreffen sei. Da habe sie endlich einen hundertjährigen 
Mann angetroffen und sich bei demselben weiter erkundigt. Der- 
selbe habe die Bäuerin getröstet und ihr angezeigt, daß er den 
Brunnen wüßte; das Wasser desselben habe schon viele gesund ge- 
macht und es sei deshalb früher an demselben eine Kapelle zu Ehren 
der heiligen Anna aufgebaut gewesen. Darauf habe er das Weib 
an den Ort geführt, worauf es auch nach des Brunnens Gebrauch 
von ihrer Krantkheit befreit worden sei. 
Im Jahre 1646 ist dieser Gesundbrunnen aufs neue in Auf- 
nahme gekommenz; jedoch soll derselbe jetzt zwölf Lachter höher hinauf 
seinen Ausfluß gehabt haben.“ Einem Mägdlein zu Gablenz, so einen 
Kern im Auge gehabt, träumte, es solle sich zu dem Drei Tannen- 
brunnen führen und daselbst sich waschen lassen, so würde es sehend 
werden. Und da es dem Vater solchen Traum erzählet und inständig 
angehalten, er möge es dahin führen, habe es den alten Brunnen, 
dahin sie gelanget, nicht für den rechten Brunnen erkannt, sondern ge- 
sagt, es wäre gar ein kleines, frisches Brünnlein. Und da hierauf der 
Vater seitwärts abgegangen und den neuen Quell in einem morastigen 
Sumpfe gefunden, hätte er dem Kinde die Augen dreimal mit dem 
  
* Die Sage, daß im Jahre 1646 der gute Brunnen aufs neue in 
Aufnahme gekommen sei, scheint sich auf eine zweite Quelle, welche man nach 
der Angabe Engelhardts (Erdbeschreibung von Kursachsen, Bd. II, S. 219) 
in dem genannten Jahre fand und Krätzbrunnen nannte, zu beziehen.
	        
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