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Wasser gewaschen und etwas davon mitgenommen, und da er mit
dem Waschen aus diesem Wasser fortgefahren, in der Tat erfreulich
empfunden, daß das Mädchen auf dem Auge wieder sehend wurde.
Darauf ist denn ein großer Zulauf der Leute von nahen und fernen
Orten entstanden, so daß an manchem Tage wohl vier-, fünf= und
mehr hundert Personen auf dem Platze sich befunden hätten, welche
das Wasser teils kalt getrunken, teils gewärmet oder Suppen daraus
gemachet, teils sich damit gewaschen oder zum Bad gebraucht hätten.
Es hat auch seine Kraft und Wirkung an vielen kranken Per-
sonen gezeigt.
756. Die Wünschelrute.
Köhler a. a. O., Ar. 347; Engelschall, Beschreibung der Exulanten= und
Bergstadt Johanngeorgenstadt, Leipzig 1723, S. 172—174.
Die Wünschelrute, durch welche Klüfte und Gänge ausgegangen
werden, wird abgeschnitten von allerlei Holz, auch zu allen Zeiten,
doch so, daß sie zwei Zachen oder Zwiesel hat, und man selbige in
beiden Händen zwischen den Daumen und geschlossenen Fingern
halten Kann. Ja, man mag auch eine andere Miaterie dazu ge-
brauchen, als AMlessing, Eisen u. dgl. Es ist aber der Autzen der
Rute dieser, daß sie die in der Erde liegenden Klüfte und Gänge
andeutet, indem, wenn der Rutengeher an dergleichen Stätte Kommt
und die Rute aufwärts hält, sie sich gewaltig niederbeuget und sich
zuweilen, wenn sie stark gehalten wird, fast entzweiwindet, während
die Rute da, wo man dem Gange nicht folgt, sondern ihn über-
schreitet, wieder gerade über sich unbeweglich steht.
Die Rute schlägt aber außer auf Gänge und Klüfte auch auf
andere Dinge. Es entwendete eine Magd ihrer Herrschaft Unter-
schiedliches, worauf man endlich einen Rutengänger holte, um im
Hause die Rute zu schlagen; dieselbe führte ihn zu der Lade der
Magd, in welcher sich auch die gestohlenen Sachen vorfanden.
Ferner wurde einem Hammerwerbsbesitzer allerhand entwendet.
Derselbe schrieb an seine Freundin, den Rutengänger holen zu lassen,
damit dieser mit der Rute forsche, ob nicht die Mägde des Be—
stohlenen, und welche unter ihnen, den Diebstahl begangen hätten.
Er schickte zu dem Ende deren Namen mit. Die Freundin legte