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bare Begebenheit, welche durch ein, wahrscheinlich von L. Cranach
gemaltes Bild, das sich am Grabmonumente L. Pflocks, eines reichen
Bergherren, der bei diesem Vorgange zugegen war, befindet, noch
heute im Andenken erhalten wird. Als nämlich die Prozession, bei
der sich auch der Herzog Georg von Sachsen befand, an der Pforte
der Kirche angelangt war und der Bischof sich anschickte, dieselbe
zu weihen, sah er plötzlich einen zerlumpten Bettler, der sich in
epileptischen Zuckungen auf der Erde herumwälzte, vor sich. Da
erhob sich in der Seele des geistlichen Herrn der Verdacht, die
Krankheit dieses Elenden sei nur eine verstellte und derselbe benutze
sie bloßz, um bei dem heutigen hohen Feste das Mitleid der An—
wesenden zu erregen. Er hob also die Rechte zur Benediktion,
schlug ein Kreuz über den Bettler und sprach mit lauter, erhobener
Stimme: „Bist du wirklich krank, so helfe dir der Herr; verstellest
du dich aber, so strafe er dich!“ Kaum hatte er diese Worte ge-
sprochen, so geschah es, daß die von dem Bettler vorgegebene Krank-
heit zur Wirklichkeit ward; ein fürchterliches Geschrei verkündete
ihr Dasein, und mehrere starke Männer waren jetzt kaum imstande,
den Unseligen in seinen Zuchungen zu bändigen und auf die Seite
zu bringen.
Dieselbe Sage wird (wohl mißverständlich) auch von einem
Bischof, namens Wolfgang, erzählt und nach Freiberg übertragen.
(Gräße, Bd. 1, Nr. 290.) Vgl. auch Ar. 781.
763. Das steinerne Herz im Schwarzwasser.
Köhler, Sagenbuch, Nr. 768; „Glüchkauf"“, 1. Jahrg., S. 60.
Im Schwarzwassertale lag einst eine Zeche, „Trau auf Gott"“
genannt. Als der Besitzer derselben seinen Knappen versprach, daß
derjenige von ihnen, welcher zuerst eine reiche Silberader finden
und dieselbe anhauen werde, die Hälfte der Ausbeute erhalten solle,
da regten sich mit verdoppeltem Eifer die Hände der fleißigen
Knappen. Aber manche Schicht wurde verfahren und es zeigte sich
doch immer nur taubes Gestein, so daß endlich Unmut an der Stelle
der Hoffnung in den Herzen Platz griff. Ein Knappe war es end-
lich nur noch, welcher in der Grube fortarbeitete; er gönnte sich