Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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kaum die nötige Ruhe, so daß er auch in den Aachtstunden seine 
Schicht verfuhr. Da geschah es einmal um Mitternacht, als er be- 
kümmerten Herzens ein Gebet zum Himmel sendete, daß ihm der 
Berggeist im hellen Lichte erschien und einen reichen Gang zeigte, 
aus dem bald das reichste Erz brach. Froh eilte mit Tagesanbruch 
der Knappe zu seinem Herrn und verkündigte ihm das große Elück. 
Beide stiegen in den Schacht hinab, wo ihnen das Silbererz ent- 
gegenleuchtete. Als aber der Knappe den Herrn an sein Versprechen 
erinnerte und dabei auf die Not der Seinen hinwies, die jetzt gehoben 
sei, stand der Eigner schweigend und überdachte, wieviel Reichtum 
er verschenten müsse, wenn er sein Versprechen halten wollte. Die 
Habsucht verhärtete sein Herz und er beschloß, den unbequemen 
AMahner heimlich aus dem Wege zu schaffen. Aus der Grube tönte 
jähes Angstgeschrei hinauf, dann war es still. Der Knappe fuhr 
nicht mehr hinauf zum Tageslichte, und sein Weib und seine Kinder 
mußten, da ihnen der Ernährer so plötzlich genommen war, betteln 
gehen. Die Grube „Trau auf Gott“ aber blieb von Stund an ver- 
lassen, denn der Berggeist nahm wieder, was er so reichlich geboten 
hatte. Der Grubenherr fand die verdiente Strafe, denn er verfiel 
den höllischen Mächten. Sein von Reue gequältes Herz jedoch 
wuchs zum riesengroßen Steine, der heute noch als „steinernes Herz“ 
in den Fluten des Schwarzwassers liegt. 
„Eidbruch und die Sucht nach Erz 
Räumt dem Bösen Wohnung ein, 
Wacht das Menschenherz zu Stein.“ 
764. Entdechung eines Heilbrunnens zu Grumbach. 
Köhler a. a. O., Nr. 371; Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 242. 
In Grumbach wohnte ein feiner, ehrlicher Mann, Daniel 
-estler, welcher große Beschwerung im Leibe hatte; diesem träumte 
im Jahre 1646 von einem Gesundquell. Er ging darauf durch 
Wiesen auf einem gebahnten Wege an die Stelle, welche nahe am 
Walde und nicht weit von dem sogenannten Thumshirn-Brunnen 
lag. Als er von dem neuen Quell getrunken hatte, grimmete es 
ihm erstlich sehr im Leibe, doch wurde er darauf seine Beschwerung
	        
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