Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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damals stark zur sogenannten schönen Marie gewallfahret ward.“ 
Sie sind halb nackend zwei und zwei barfuß in roten offenen 
Mänteln, so spanisch Armilausen heißen, einhergeschritten, allein ob 
sie wohl sich gegeißelt und große Buße und Heiligkeit vorgegeben, 
hat sie Bischof Albrecht zu Meißen doch nicht leiden wollen, weil 
sie eine neue Sekte seien, und haben sie bald wieder aus der Stadt 
weichen müssen. Von jener Wallfahrt meldet aber ein Cellischer 
Mönch, so sich Conrad von Freiberg nennt, es sei diese zu einem 
Marienbilde, das von Wachs in menschlicher Größe schön und zier— 
lich geformt gewesen und in einer besondern Kapelle (wahrscheinlich 
im Johannishospitale oder der Frauenkirche) gestanden habe, ge- 
gangen. Dorthin wären Leute von allen Orten, gerade wie wenn 
sie bezaubert gewesen, in Haufen zusammengeströmt, und was ein 
jeder, Mann oder Frau, von seiner Arbeit gerade in der Hand ge- 
habt, wie ihn diese Tollheit ergriffen, das habe er mit sich ge- 
nommen und allda gelassen, wie auch viele krumme, lahme und 
andere bresthafte Menschen, die sich zu diesem Bilde gewendet und 
Gelübde verrichtet, gesund worden und ohne Mangel wieder davon- 
gegangen sein sollen. Diese Wallfahrt hat lange Zeit gewährt, bis 
man erfahren, daß unter dem Scheine der Heiligkeit ein böses 
sodomitisches Leben und viel Schande und Laster getrieben werde, 
worauf durch ein fürstlich Edist dem Pilgern dahin und den un- 
ordentlichen Zusammenkünften gesteuert und solche mit Ernst ab- 
geschafft worden sind. 
772. Die Vögelgesellschaft zu Dittersbach. 
Gräße, Bd. 1I, Nr. 588; Liberius Veridicus, Unmaßgebliche Gedanken 
von den Dittersbacher Vögeln, Frankbg. 1707. 4. 
Im Monat Oktober des Jahres 1706 entstand des Nachts 
eine große Feuersbrunst in dem bei Frankenberg gelegenen Dorfe 
Dittersbach. Bei derselben versammelten sich wilde Enten, wilde 
  
Eine ähnliche Wallfahrt war früher zu Regensburg unter diesem 
Aamen sehr berühmt. Uber die Entstehung derselben existiert ein seltenes 
Reimgedicht: Wie die newe Capell zu der schonen Maria in Regenspurg 
erstlich auffttummen ist, nach Christi geburt. M. CCCCC. pond XIX. jaar. o. O. 
u. J., 2 Bogen, 4. S. dar. Hormayr, Tasch., 1843, S. 176 ff. 
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