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einmal zu sehen; allein als sie bis an die sogenannte Parthenwiese
hinter dem Rittergute gelangt ist, versagen ihr die Füße den Dienst,
und sie gibt dort nach wenig Augenblicken ihren Geist auf. Der
Stock aber, auf den sie sich gestützt hatte, war in dem lockern Boden
stecken geblieben, und siehe, nach wenigen Tagen schlug er aus und
grünte; bald breiteten sich seine Zweige immer mehr aus, und die
davon herrührenden Gebüsche nennen die umliegenden Dorfbewohner
Jungfer Lieschens Büsche.
776. Das Brautwehr bei Leipzig.
Gräße, Bd. J, Ar. 432; novell. beh. von Backhaus a. a. O., S. 74ff.
Wenn man auf der Elster von Lindenau nach der Stadt
Leipzig zu fährt, befindet sich ein Stüchkchen über die Heilige Brücke
hinaus ein steinernes Wehr und ganz in der Aähe desselben die
sogenannte Preußerwiese, zu der ein kleiner Steg führt; jenes Wehr
nennt man das Brautwehr. Hier soll einst Rkurz nach dem Dreißig-
jährigen Kriege ein junges Ehepaar, das in Lindenau seine Hoch-
zeit gefeiert hatte und zu Wasser auf diesem Wege nach Leipzig
zurüchkehrte, samt dem Schiffer, der sie führte, verunglückt sein.
Man kann beide Unglückliche noch heute in Stein ausgehauen an
der Johanniskirche sehen; das Volk aber erzählt sich, daß seit jenem
Tage alljährlich an dem Unglüchsabend auf dem Masser zwei
wunderschöne Wasserrosen emporblühen und vom Morgen bis zum
Abend ihren lieblichen Duft verbreiten, um für alle Zeiten an jene
Stelle zu erinnern, wo jenes unselige Ereignis stattfand.
777. Das Marienbild zu Eicha bei ANaunhof.
Gräße, Bd. I, Ar. 398; Pfeiffer, Orig. Lips., S. 387; poetisch behandelt
bei Ziehnert, S. 198 ff.
Am linken Ufer der Parthe, drei Stunden nordwestlich von
der Stadt Grimma und zwei Meilen von Leipzig, liegt in der Nähe
von Naunhof das Vorwerk Eiche. Dieses soll seinen Namen von
einem hohlen Eichbaum haben, der zur Zeit der Sorbenwenden