— 638 —
Im Jahre 1636 schnitt hier ein Schuhmacher Holz, und es
strömte warmes rotes Blut heraus; dieses wurde von vielen Leuten
gesehen und gesammelt und auf das Rathaus getragen und also
gedeutet, daß das Meißner Land noch viel Blut werde schwitzen
müssen. Also geschah es, denn 1637 folgte der Meißner Brand und
die Plünderung der Stadt, welche grausig von M. Daniel Schneider,
einem Mleiner Stadtkinde, in seiner 1650 zu Dresden gehaltenen
Friedenspredigt beschrieben worden ist.
Im Jahre 1672 hat zu Schrebitz, eine Stunde von Wügeln,
unter dem Schulamt Meißen, eines Schneiders, namens Hans Kurtens,
Kind, 5/4 Jahr alt, ganzer sieben Tage lang natürlich Blut geweint
und sind ihm die blutigen Zähren auf den Backen geronnen und
angedorret, wenn solche nicht alsobald abgewischt worden. Das
Kind ist die ganze Zeit über nicht unpäßlich gewesen, sobald es
aber wiederum Wasser geweint, ist es krank worden. Eben an
dem heiligen Pfingsttage dieses Jahres schwitzten unweit Dresden
in eines Leinewebers Hause Tische, Bänke und Stühle häufiges
Blut, so zwar, daß es in die Stube geflossen. Dergleichen hat sich
auch zu Plauen im Vogtlande zugetragen, und bei gerichtlicher Be-
sichtigung sind auf den Stubendielen ganze Pfützen Blut gefunden
worden. Desgleichen ist den 9. März desselben Jahres dem Rurfürst-
lichen Wildmeister zu Dahlen ein Hirschgeweihe überreicht worden,
davon die eine Zache oder Ende am Horn so stark als eines
Menschen Aase geblutet und über ein MDösel Blut von sich gelassen.
So ist auch im Jahre 1652 zu Wurzen ein Teich in Blut ver—
wandelt worden, dergleichen sich auch in Pirna zugetragen, wie
nicht weniger zu Leipzig den 30. Julius bei einem Kramer und bei
einem Bäcker das Fleisch zu Blut worden. Dergleichen Blutzeichen
haben sich zu Halle in Sachsen und in dem Stadtgraben ereignet,
welches vormals schwere Durchzüge fremder Völker und blutige
Treffen bedeutet. In Meißen und in der Lausitz ließen sich nicht
allein Blutzeichen und Gewächse, sondern auch an etlichen Orten
Gespenster in türkischer Gestalt sehen, welche hin und wieder auf
gewissen Plätzen spazieren gegangen sind, oftmals auch gar mit—
einander scharmuzieret haben. In zehn Jahren darauf hat man
das Prognostikon aus dem Türkenkriege gehabt.