Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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wenn der Kaiser in den Bann getan werden sollte, die Kirche zu 
sperren und jene in die Elbe zu werfen. Dies geschah auch. Als 
nun aber Benno von der heiligen Stadt zurückkam, kehrte er wie 
ein gewöhnlicher Pilgrim, um unerkannt zu bleiben, in einer öffent— 
lichen Herberge ein. Hier ließ ihm der Wirt einen Fisch zum Essen 
vorrichten; als er aber dessen Leib aufschnitt, fanden sich darin die 
Kirchenschlüssel, und alsbald strömte alles in die Kirche, um das 
Wunder zu sehen und ihren Kirchenhirten zu empfangen. (Emser 
a. a. O., c. 21.) — Nach anderer Quelle (Gräße, Bd. U, AMr. 720) 
soll er die Kirchenschlüssel vor Berdruß über den Abfall der von 
ihm bekehrten Lausitzer Wenden in die Elbe geworfen haben. 
b) Die Hauptaufgabe des heiligen Mannes war aber, die 
heidnischen Slawen und Wenden zum christlichen Glauben zu be- 
kehren, und dazu hatte ihm der Papst besondere Vollmacht erteilt. 
Er forderte also alle, die da Kommen wollten, zu sich in die Stadt 
Aleißen; und als bald ein solcher Zulauf entstand, daß in der 
Stadt nicht mehr genug Raum und Herberge für sie war, versam- 
melte er das Volk in einem schönen, sonnigen Grunde, ohngefähr 
1000 Schritte von der Stadt gelegen. Als er nun eines Tages 
hier predigte und die Sonne sehr heiß schien und die Leute vor 
Durst fast erstichten, da ließ Gott auf sein Bitten einen Quell aus 
der Erde entspringen, durch dessen kühles Wasser alle gestärkt und 
erquicht wurden. Davon heißt der Grund noch jetzt das heilige Tal 
und die Quelle St. Bennos Brunnen.' (Emser a. a. O., c. 22.) 
0) Eines Abends wollte der heilige Benno spät von dem heiligen 
Tale aus nach Meißen zurüchkehren. Da fürchtete er, man möge, 
wenn er weit umginge, die Tore schließen. Er machte also das 
Kreuz vor sich und ging trockenen Fußes über die Elbe. Ein 
Mlüller, der hinter ihm herfuhr, sah das und sagte bei sich: in dem 
Aamendessen, durch den Bischof Benno hinübergekommen, will ich 
auch hinüber, und so folgte er ihm mit Pferden und Wagen; als 
er aber hinüber war, da hat ihn der heilige Mann mit ernsten 
Worten angeredet und verboten, dies niemals wieder zu tun, so- 
  
* Der Bennobrunnen befindet sich in der Stadt Meißen, der Pastorats- 
wohnung von St. Afra gegenüber, an der Mauer des früher sogenannten 
Stübelschen Hauses, wo man in einer Vertiefung auf den Frauenweg 
kommt. Ein Bennohaus, wo er angeblich gewohnt haben soll, steht in der 
N6iederlößnitz am Fuße der alten Wettinshöhe.
	        
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