Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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lange er lebe. (Emser a. a. O., c. 23.) Der zerbrochene Wein- 
pfahl, dessen er sich bei jenem wunderbaren Ubergange über den 
Strom als Stab bedient haben soll, wurde noch im Anfang des 
19. Jahrhunderts in der Domkirche zu Meißen als einzige Reliquie 
des Heiligen gezeigt. — Die neuere Sage hat aus dem Mlüller 
einen Bauer gemacht, der sich auf des Bischofs Wagen, der durch 
die Bischofsfurt trocken hindurchkham, hintenaufsetzte. Der heilige 
Benno aber tadelte ihn mit den Worten: „Bäuerlein, Bäuerlein, 
das laß andermal sein!“ (Nach mündlichen Mitteilungen aufge- 
zeichnet von Lehrer Jentsch, Dresden.) 
d) Eines Tages kam der heilige Benno während der Erntezeit 
aufs Feld und fand, wie die Schnitter vor großer Hitze und Arbeit 
matt und erschöpft waren; er machte also stillschweigend ihnen ihr 
mitgebrachtes Wasser zu Wein und ging davon; sein Begleiter aber, 
der das gesehen, nahm ein hölzernes Gefäß mit Wasser und sagte 
zu den Schnittern: „Gebt acht, ich will euch, wie mein Herr, das 
Wasser zu Wein machen,“ schlug das Kreuz darüber, wie er es von 
diesem gesehen hatte, und von Stund an war das Wasser zu Wein ge- 
worden und die erstaunten Schnitter labten sich damit. (Emser, c.23.) 
e) Eines Tages ging er aufs Feld hinaus, und als er an- 
dächtig an einem Teiche hin und her gehend die Weisheit Gottes in 
der Kreatur überdachte, störten ihn die Frösche mit ihrem Geschrei 
in seinem Gebete. Er gebot ihnen also, stillzuschweigen, und sie 
verstummten. Da fiel ihm der Spruch ein: es loben und benedeyen 
Gott alle Tiere und Bestien und alles, das im Wasser bewegt wird. 
Er dachte also, vielleicht möchte ihr Gesang Gott lieber als sein 
schwaches Gebet sein; er gebot ihnen also, wiederum zu singen und 
zu schreien, soviel als sie vorher getan hätten. (Emser, c. 23.) 
Daß aber noch jetzt im heiligen Grunde wohl Frösche wohnen, die- 
selben aber nie einen Ton von sich geben, soll daher Kommen, daß 
Luther ihnen wieder ihr Geschrei verboten hat. 
f)Hoch über dem heiligen Grunde liegt auf rötlichem Granit- 
felsen das uralte Pfarrdorf Zscheila bei Mleißen. Hier gründete der 
heilige Benno eine Kirche zu Ehren des heiligen Georg und be- 
stimmte bei der Taufe der hierher verliehenen Gloche den Umkreis, 
welchen dieselbe gegen das Einschlagen des Bilitzes schützen sollte, 
und wirklich soll derselbe diese Gegend bis auf diesen Tag verschont 
haben. (Gräße, Bd. I, Mr. 63.) 
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