Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Dann ward das Panier gen Wartburg gebracht, darnach aber gen 
Meißen auf ein Schloß, welches der Tharant heißt. Da kam Feuer 
in dem Schlosse aus (1190), und viele Leute sahen das Panier des 
Ritters im Feuer zum Fenster hinausfliegen, aber niemand hat er— 
fahren, wo es seitdem geblieben ist. Dieses Wunders wegen ward 
hernach die St. Georgenkirche zu Eisenach gebaut. 
801. Das wundertätige Marienbild zu Fürstenau. 
Gräße, Bd. I, Nr. 237; Brandner, Lauenstein, S. 299 ff. 
Die Kirche des eine Stunde von Lauenstein entfernten Dorfes 
Fürstenau, eines der höchstgelegenen Punkte des Meißner Hoch- 
landes, ist die älteste der ganzen Umgegend und besitzt ein am 
Altar befindliches Marienbild mit reicher Vergoldung und leidlicher 
Bildhauerarbeit. Dasselbe stellt den Besuch der Maria bei ihrer 
Schwester Elisabeth vor, und in katholischer Zeit zog es wegen seiner 
angeblichen an Kranken verübten Wunderheilungen viele Wallfahrer 
dorthin. Eines Tages wurde dieses Bild (um 1419— 360) von frechen 
Dieben entwendet, allein Kkaum waren sie in dem naheliegenden 
Walde angelangt, so hatten sie den Weg verloren und sahen sich 
genötigt, das Bild einstweilen unter einem Strauche zu verstechen 
und den verlorenen Pfad wieder aufzusuchen. Kaum hatten sie 
aber das Bild niedergelegt, als sie sich auch wieder zurechtfanden, 
allein dasselbe war entschwunden, fand sich aber tags darauf an 
seinem früheren Platze in der Kirche wieder. Einer der Diebe ent- 
dechte diese wunderbare Geschichte seinem Beichtvater auf dem 
Sterbebette. Später versuchten andere Diebe dieselbe Unternehmung 
noch einmal, als sie aber schon eine Strecke weit entfernt waren, 
wurden sie plötzlich in der Umgegend von Teplitz von unbekannten 
Männern angefallen, das Bild ihnen wieder von denselben entrissen 
und an den Prior des Klosters Mariaschein abgeliefert. Letzterer 
wollte jedoch dasselbe seiner Schönheit und reichen Vergoldung 
halber für sich behalten und es der Fürstenauer Kirche nicht zurück- 
geben, und siehe, eines schönen Tages war es wieder verschwunden 
und an seinen alten Platz zurüchgekehrt. Als nun auf Befehl des 
Priors diese Begebenheit in allen Kirchen der Umgegend bekannt-
	        
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