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Festmahl veranstaltet. Da trat am hellen Tage ein österreichischer
Krieger ins Tafelzimmer und stellte sich hinter den Stuhl der Gräfin.
Diese sich umwendend erkannte sogleich ihren Gemahl, den sie mit dem
freudigen Ausrufe: Graf Truchses! begrüßte, wonach sie aufspringen
und ihn umarmen wollte. Allein, verschwunden war der Ritter. Man
hielt es anfangs für einen Scherz, womit er seine Gattin habe necken
wollen, durchsuchte das ganze Schloß, fand ihn aber nicht. Die
Gräfin wurde nach langem vergeblichem Harren gefährlich krank.
Da traf auf einmal die Aachricht ein, ihr Gemahl habe im Gefecht
einen tödlichen Säbelhieb in den Schädel erhalten, an dessen Fol-
gen er am Tage der Siegesfeier im Schlosse zur nämlichen Stunde,
wo sich jene Erscheinung zeigte, gestorben sei. Die Besitzerin des
Schlosses ließ über diese Begebenheit von geschichter Hand ein Bild
entwerfen, auf dem die Szene dargestellt war, wie der Mitter hinter
den Stuhl seiner Gemahlin tritt, und dieses befand sich noch zu Ende
des 18. Jahrhunderts in der Bildergalerie des Schlosses.
10. Tiere und Pflanzen spüren die abscheidende
Menschenseele.
Gräße, Bd. I, Nr. 151; nach Misander, Delic. Bibl. T. V. S. 485; Heine,
Magnalia providentiae Dei. Leipzig 1702. S. 812; Lehmann, Hist. Schau-
platz, S. 781f; Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges, Ar. 391.
Als der berühmte Theolog D. Weller zu Dresden auf dem
Sterbebette lag, hat sich außen an dem Hause bei seiner Studier-
stube ein Bienenschwarm angelegt, so etliche Tage daselbst geblieben
ist. Die NacWht aber vorher, ehe der teuere Mann starb, hat sich der
Bienenschwarm, wie Misander mit eigenen Augen gesehen, davon
gemacht, daß niemand gewußt wohin.
Den 5. Januar 1630 starb NAikolaus Walde, Pfarrer zu
Schwarzenberg; dem verdorrete das Jahr zuvor sein Birnbaum. Da
er's sah, sagte er: „Ich habe lange genug vom Sterben gepredigt,
jetzt wird der Birnbaum mein Prediger. Mein Baum verdorret
und ich werde auch bald sterben!“ Am Meujahrstage steigt er auf
die Kanzel und da er anfangen will zu singen: Helft mir Gottes
Güte preisen usw., überfällt ihn ein Schlagfluß, daß er nach Hause
geführt werden und sich auf sein Todesbett legen mußte. — Heinrich