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und stürzten sich in voller Wut auf den hartherzigen Mann. In
seiner Angst und Verzweiflung sprang dieser zum Fenster hinaus
und verlor infolge des Sturzes sein Leben. Seit jener Zeit aber
bleibt auf der Stelle, wo der Nitter seinen Tod gefunden, zein
Schnee mehr liegen.
806. Der Bosenstoch in der Kirche zu Pirna.
Gräße, Bd. 1, Nr. 181; Berkenmeyer, Curieuser Antiquarius, S. 645;
poetisch beh. bei Segnitz, Bd. I, S. 166 ff.; weitläufig erzählt von Bech-
stein, deutsches Sagenbuch, S. 533.
Im Jahre 1634 soll zu Pirna ein dürrer Mosenzweig, der
schon 70 Jahre lang daselbst in der Kirche in der Wand gestecht
hatte, während des Gottesdienstes zu grünen und schöne weiße
Rosen zu tragen angefangen haben.
807. Der Erlpeter zu Pirna.
Gräße, Bd. J, Nr. 172; Ziehnert, S. 504.
Erlen Peter nennt man einen über der Stadt Pirna diesseits
der Elbe gelegenen schönen Quell, dessen Wasser durch eine Flasche
läuft, welche eine steinerne männliche Figur unter dem Arme hält,
über welcher folgender Bers stand:
Der Erle Peter bin ich genannt,
Den armen Leuten wohlbekannt,
Wer nicht Geld hat in seiner Tasche,
Der trinkt umsonst’' aus meiner Flasche.
Im Jahre 1549 ist der Quell fast ganz vertrochnet und ver-
sunken, und hat es viele Mühe gekostet, daß man ihn nur ein
wenig wieder gefunden, denn weil man aus ihm hat Geld lösen
*Jiehnert a. a. O. gibt den Vers anders, nämlich statt: „Erle Peter“
„der ehrliche Peter“, und statt „umsonst aus meiner“ „mit mir aus meiner“;
allein obiger Text ist der ursprüngliche, und Ziehnerts Vermutung, der Mame
Erlpeter sei aus „ehrlichem Peter“ verstümmelt, eine höchst unglückliche, weil
an dem Brunnen früher eine Erle stand, nach der er genannt ward. —
Schon 1468 wird der „freyhe hof czu Pirne hinder dem Erllinpetir an der
stadtmawer gelegen“ urkundlich genannt (Cod. dipl. Sax. reg. II, 5, S. 444).