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hineingesetzt hätten, die sich dort tummelten und das Wasser zu den
Augenhöhlen herausspritzten.) Die Katholiken in dem benachbarten
Böhmen haben das Holzschnitzwerk gegen den großen Thomaswald
eintauschen wollen. Auch sollen sie es mit Gold aufgewogen haben
und die Straße nach Einsiedel von der Grenze bis zur Hammer-
mühle mit Silbertalern haben pflastern wollen. Alan hat die Maria
aber nicht hergegeben.
812. Die acht Linden auf der Götzingerhöhe bei Aeustadt.
Meiche, Ar. 62; auch bei Oertel, Beiträge zur Landes= und Volkskunde
des Königreichs Sachsen, S. 227.
Auf derselben Stelle, wo heute der zu Ehren des ersten
Historikers der Sächsischen Schweiz, Mlag. Götzinger, erbaute und
ihm zu Ehren benannte Turm sich erhebt, stand vor alters der
Galgen hiesiger Gegend, und im Kreise herum grünten acht üppige
Linden. — Einst sollte hier der Henker an einem Manne den
Spruch des Gesetzes vollziehen, der aber im Glauben an eine höhere
rettende Gewalt seine Unschuld immer noch beteuerte. Zahlreiche
-eugierige hatten sich zu dem traurigen Schauspiele eingefunden.
Sie alle beschwor der Todeskandidat noch in letzter Mlinute, nach
dem wahren Täter zu suchen. „Zum Zeugnis meiner Unschuld,"
sprach er, „soll diese achte Linde nie mehr grünen, sondern ver-
dorren!“ Schon nach kurzer Zeit blieb in der einen Linde, die
nach Südwesten zu stand, der Saft aus; und es ward so die Un-
schuld des Hingerichteten offenbar. — Viel später bekannte sich ein
Mann aus einem Nachbardorfe auf dem Sterbebette als den wahren
Täter. An Stelle der achten Linde findet man aber noch heute nur
niedriges Strauchwerk.
813. Der Kinderengel beim Klunkerförster.
Cl. König im A. L. MAag. 1886, S. 68.
Vor vielen Jahren lebte auf dem Klunker ein Förster, der
mit dem Bösen verkehrte. Sein frommes Weib wollte ihn aus
diesen Banden befreien, aber all ihr Bitten und Mühen war ver-
gebens. Der Förster haßte sein Weib und ebenso das kleine