Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

— 662 — 
ganzen Wesen spricht, hemmt die Schritte ihres Verfolgers. Von 
der sie plötzlich umstrahlenden überirdischen Glorie im Innersten 
ergriffen, fällt er vor ihr nieder und erblindet. Die Abtissin 
aber kam unangefochten nach Görlitz. 
821. Die Säule bei Marienthal. 
Gräße, Bd. I, Ar. 830; Mor awechk, Denksteine, S. 40 ff. 
Dem Portal des Klosterhofes Marienthal gegenüber an der 
Fahrstraße nach Altstadt zu befindet sich eine hohe runde Säule 
von Sandstein, welche an ihrem viereckigen Piedestal ganz unleser— 
liche Schriftzüge enthält. Uber die Entstehung derselben geht folgende 
Sage im Munde des Volkes. Es habe einst ein sehr zorniges Ge- 
witter drei Tage über dem Kloster gestanden, ohne sich zu zerteilen; 
da hätten die Nonnen geglaubt, es müsse eine unter ihnen sein, 
welcher der Himmel zürne. Nach gegenseitigem Befragen unter ihnen 
habe es sich ergeben, daß eine junge, unlängst erst eingekleidete, zum 
Klosterleben gezwungene Nonne vor ihrer Entführung ins Kloster 
gesagt habe: „Ehe sie ins Kloster ginge, solle sie doch das Donner- 
wetter erschlagen!“ Sie wurde sogleich aus dem Kloster geführt 
und soll an dieser Stelle niedergekniet haben, um zu beten, aber 
sogleich von einem Blitzstrahl getötet worden sein. 
822. Von einem blutenden Totenknochen. 
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. I, S. 255. 
Eine Kuhhirtin zu Schönau bei Bernstadt hatte ein Uberbein, 
und als ihr geraten wurde, dasselbe mit einem Totenbeine zu drücken, 
holet sie ein solches (einen Unterarmschenkel) aus dem Beinhause. 
Ihr Dienstherr aber nimmt ihr den Knochen weg, bevor sie mit 
demselben, wie er meinte, Zauberei treiben hönnte und versteckt 
denselben in einer Kammer. Einige Tage darauf findet ihn dort 
die Magd, aber wie erschrak sie, als sie gewahrte, daß der Knochen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.