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am Ellenbogenende blutete, also daß das rote Blut zur Erde träufelte
und nicht eher zu stillen war, als bis er wieder bei seinen natürlichen
Nachbarn im Beinhause lag. Diese Geschichte wird aus dem Jahre
1683 gemeldet.
823. Vom blutigen Brei zu Schönau a. d. E.
Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Bd. I, S. 257.
Anno 1616 hat man an vielen Orten in der Oberlausitz auf
Ackern und Kornhalmen Blut gefunden, das zweifelsohne vom
Himmel gefallen. Bei einem Bauer zu Schönau auf dem Eigen,
namens Elias Richter, wurde ein Mehlbrei, den derselbe gekocht
in einen Schrank gestellt hatte, plötzlich über und über mit Blut
bedecht gefunden, welches die Gestalt eines Kreuzes mit einer das-
selbe umwindenden Schlange, gleich der in der Müste erhöheten,
abbildete. Der Pfarrer des Orts, Christian Friedrich Scultetus, be-
sah denselben, ließ einen anderen kochen, an dem er dieselbe Wir-
tung wahrnahm, und hielt darauf, Freitag, den 3. August, eine
feierliche Blut= und Bußpredigt.
Als ebendaselbst unter Pastor Frenzel im Jahre 1687 das-
selbe Wunderzeichen sich wiederholte, hat auch dieser geistliche Herr,
nach seinem eigenen Geständnisse, am Kirmessonntage, den 10. No—
vember, eine Blut= und Bußpredigt über Joel II, 30 gehalten.
824. Die Wunderblume auf dem Löbauer Berge.
Gräße, Bd. U, Ar. 791; Gräve, S. 41 ff.
Auf demjenigen Teile des bekannten Löbauer Berges, der
wegen der darauf wachsenden Kräuter der Kräutergarten genannt
wird, blühet in der Nacht des Tages Johannis Enthauptung mit
dem Glockenschlage 11 Uhr eine Blume, welche NBein Naturforscher
je gesehen oder bestimmt zu haben sich rühmen kann. Ihre Farbe
ist purpur mit goldener Einfassung, grün mit Silberrändchen ihre
dem Lotos ähnlichen Blätter, veilchenblau ihr Stengel und glänzend
himmelblau der Stempel. Sie hat, wiewohl großartiger, der Lilie
Gestalt, und weit und breit duften — wenn sie ihren Kelch erschließt