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letzte Glied. Die Großmutter starb in Reue und Leid, ihre Kinder
erlebten noch Enkel, welchen ebenfalls an jedem Finger das letzte
Glied fehlte. Dem Urenkel dieser betrügerischen Frau, der über seine
übelgestalteten und zu wenigem fähigen Hände sehr niedergeschlagen
war, ward endlich ein Sohn mit ganz wohlgebildeten Händen geboren.
827. Der Keuler zu Kreckwitz.
Gräße, Bd. II, Ar. 836; Gräve a. a. O., S. 190 ff.; darnach Winter in
der Constit. Ztg. 1854, Ar. 60.
Einem Herrn von ANostitz auf Kreckwitz träumte einst, daß er
von einem großen Eber, welcher zu jener Zeit die Umgegend in
Furcht und Schrecken setzte und den Aachstellungen rüstiger Weid—
männer Hohn sprach, getötet wurde. So ein eifriger Priester
Dianas er auch war, er nahm sich diesen Traum so zu Herzen, daß
er weder auf das Zureden seiner Vertrauten, welche ihm seine
Angst ausreden wollten, hörte, noch es wagte, einen Fuß über die
Schwelle seines Zimmers, geschweige denn in den Forst zu setzen.
Einige Tage nachher erschallten plötzlich im jauchzenden Jubeltone
die Hifthörner, den Sieg über ein gefälltes Wild verkündend. Der
Jagdzug langte im Schloßhofe an, und wer schildert seine Freude,
als er seinen ihm angekündigten Müörder erlegt vor sich liegend
erblichte. Er befahl Küche und Keller zu öffnen und die wackern
Weidmänner mit Speise und Trank zu erfreuen, eilte in den Schloß-
hof und trat hohnlachend vor den erlegten Feind und rief, indem
er seine Hand auf dessen Gepräge legte: „Aun wirst du mir nichts
mehr tun!“ Unversehens schlitzte er sich am Gewehr des Wildes,
welches ihm eine Entzündung verursachte, die vernachlässigt in Brand
überging und seinen Tod herbeiführte. Von dieser Zeit an läßt
sich nun der Keuler feuerhauchend am Abend des St. Hubertustages
sehen, und wehe dem, der ihm begegnet, indem er gewiß sein Ge-
wehr schmerzlich empfinden würde.