Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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neuern. Kaum war aber der Stein, der ihn deckte, gewichen und 
seine Gebeine bloßgelegt, da drang aus dem Grabe ein wonnig— 
licher Duft heraus und erfüllte drei Tage lang das ganze Kloster, 
und alle liefen herzu und staunten das Wunder an und schwelgten 
in der Süßigkeit des Duftes. Aber die Schwester Maria (Mildnerin) 
war krank und lag im Bette, doch als der Geruch bis in ihre ein- 
same Zelle drang, da bat sie die Klosterschwestern, sie möchten sie 
doch zu dem Grabe des heiligen Bernhard tragen; und diese hoben 
die Kranke auf und trugen sie bis ans offene Grab. Miaria kniete 
an den duftenden Gebeinen nieder, betete inbrünstig und ging ge- 
heilt von dannen. 
834. Der Gotschdorfer Heilbrunnen. 
Gräße, Rd. I, Nr. 867; Haberkorn, Chronik von Kamenz, S. 432; 
Haupt, Bd. I, S. 250 und MA. Lausitz. Mag., Bd. XILIV, S. 4. 
Bei Gotschdorf und Aeukirch, eine halbe Meile von Königs- 
brüch, war in früheren Zeiten ein heidnischer Götzentempel mit 
einem heiligen Brunnen. Dieser Tempel wurde später in eine christ- 
liche Kirche verwandelt, aber nach wie vor kamen die Leute an ge- 
wissen Tagen, um in dem Brunnen zu baden und von seiner 
Wunderkraft immerwährendes Heil und Kraft zu erlangen, so daß 
die christlichen Priester Geld dafür nahmen und große Schätze sam- 
melten. Erst als eine der Königsbrücker Herrschaften ihn über- 
decken ließ, hat er seine Kraft verloren, aber doch nicht gänztlich seine 
Heiligkeit eingebüßt. Noch zu Ende des vorvorigen Jahrhunderts 
kamen an einem bestimmten Tage des Jahres die Meuircher 
Burschen, um den Brunnen feierlich zu reinigen. 
Eine halbe Meile von Königsbrück ist eine andere Quelle, 
welche die Eigenschaft haben soll, daß Steine, die man hineinwirft 
und einige Zeit darin liegen läßt, weich werden. Im Jahre 1646 
ließ der Freiherr von Schellendorf, damaliger Besitzer von Königs- 
brück, die Quelle untersuchen und fassen, und es fand sich bald ein 
Zulauf von Leuten aus allen Ständen, die ihr Wasser als Heil- 
mittel brauchten. Ein Bauersmann Bam auch dahin und gebrauchte 
den Brunnen. Da er aber nicht sogleich eine heilsame Wirkung
	        
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