Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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fand nun den Rückweg sehr leicht, allein da er niemandem, auch 
seinen Eltern nicht, sein Glück mitteilen konnte, so blieb ihm nichts 
übrig, als das Geld zu vernaschen. Dies tat er auch nach und 
nach, und als dasselbe vertan war, begab er sich wieder in die 
Höhle und holte sich eine zweite Auflage des vorigen Geschenkes. 
Weil nun aber der Knabe gar zu oft bei dem Kaufmann Aäsche— 
reien kaufte und stets in blanken Talern bezahlte, schöpfte derselbe 
Verdacht, das Geld sei gestohlen, und teilte seine Wahrnehmung 
dem Vater des Knaben mit. Da dieser nun recht gut wußte, daß sein 
Sohn nicht Pfennige, geschweige denn Taler haben könne, so suchte 
er erst durch Drohungen herauszubringen, wo das Geld her sei, 
und als der Knabe es nicht gestehen wollte, prügelte er ihn so 
lange aufs unbarmherzigste, bis derselbe alles gestand, aber auch 
hinzusetzte, daß ihm gewiß sein Brot gebacken sei, weil er das 
graue Alännchen verraten habe. Und so geschah es auch, denn als 
der Hirt am andern Morgen seinen Sohn, der ihm zu lange zu 
schlafen schien, aufwecken wollte, war er tot; der Böse hatte ihm 
den Hals umgedreht. 
855. Die Braupfanne auf dem roten Berge bei Werdau. 
Köhler, Sagenbuch des Erzgebirges, Nr. 337, und Mlitteilungen von 
Lehrer R. Fritzsche, Werdau. 
Es war einmal ein Krieg ausgebrochen. Da vergrub einer 
aus der berühmten und reichen Familie derer von Römer in dem 
roten Berge, welcher sich nahe bei der Stadt Werdau erhebt, eine 
Braupfanne voll Geld, um dasselbe vor den Feinden zu verbergen. 
Und zwar geschah dies unweit der Steinpleiser Grenze, wo sich eine 
Vertiefung quer durch den Berg zieht, die im Volksmunde noch 
immer „die Braupfanne“ heißt. Als dann jener Bömer starb, 
hinterließ er den Schatz demjenigen seiner Nachkommen, welcher 
nur mit einem Auge auf die Welt kommen würde. Von da an 
sah man lange Zeit hindurch alle Aächte von 11 bis 12 Uhr auf 
dem genannten Berge ein Licht, und es wurde gesagt, daß sich 
dasselbe gerade über der Stelle befinde, an welcher in der Tiefe 
der Schatz verborgen worden war. Etbenso zeigte man eine kleine 
Höhle als Anfang des Ganges, in welchem man zu der mit Gold 
und Silber gefüllten Braupfanne gelangen könne. 
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